Jahresrückblick 2021

Wie letztes Jahr auch: ein Tipp zum Anfang

Nimm dir Zeit für diesen Jahresrückblick. Auch wenn er dieses Mal nicht so extrem ausgeufert ist, wie der  Jahresrückblick 2020. Und trotzdem ist er wieder gehaltvoll und extrem persönlich. Besonders am Anfang. Nimm dir was zu Trinken und eine Decke mit auf deine Couch, mach es dir gemütlich und dann viel Vergnügen beim Lesen.

Es startet echt gleich mega dicke

Puh, wo fange ich dieses Jahr nur an? Ja klar, am Anfang des jetzt vergangenen Jahres. Aber dann geht es doch gleich mit dem Seelenstriptease von letztem Jahr weiter. Und mit Schmerz und Tod. Aber ok, dann ist es wohl so.

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann startete dieses 2021 mehr wie beschissen 😭 Silvester war noch ganz ruhig bei Claus und mir und unsren beiden Katzen, die wir mittlerweile gar nicht mehr Ginger und Fred nennen, sondern Mietzi oder Mausi und Flauschi. Wir saßen alleine daheim, weil Freunde dann doch nicht konnten oder wollten und genossen ein leckeres Essen zu zweit. Nachdem ja der Jahresübergang auf 2021 auch schon mit einem Raketenverkaufsverbot belegt war, war es erwartungsgemäß auch hier auf dem Land echt ruhig. Allerdings war ich wegen unsren beiden Flauschtigern darüber mehr wie froh. Wir schrieben unsere Wünsche für das neue Jahr nieder und verbrannten sie anschließend in unserer großen Feuerschale. In der Hoffnung, dass sie wahr werden. Von einem Wunsch weiß ich definitiv, dass das Universum mir da nicht mehr wohl gesonnen war.

 

 

Seit Weihnachten wurde mir täglich mehr und mehr bewusst, dass der Tod im Hause Burch deutlich an die Tür geklopft hatte. Wenn du wissen willst warum, dann schau gern noch in meinem Jahresrückblick 2020 nach. Und trotzdem hoffte ich und hoffte. Am zweiten Januar war ich wieder bei meinen Eltern. Meine Mama tief schlafend im Bett. Friedlich, zufrieden, mit sich im Reinen. Gegen 12:49 war sie zwar wach, aber sie wurde langsam total verwirrt. Ich schob es noch auf das Morphium, das sie wegen der Schmerzen des komplett offenen Unterschenkels bekommen hatte. Irgendwann rief sie nach „Dieter“. Erst einmal war ich irritiert, da unser Pfleger so heißt, aber mit dem konnte sie nicht so richtig, also wird er es wohl nicht gewesen sein, den sie rief. Bis mir dann einfiel, dass ihr erster Freund so hieß. Der Mann, mit dem sie bis zuletzt wenigstens an den Geburtstagen und zu Weihnachten Kontakt hatte. Und sie meinte etwas später noch zu mir, dass sie das alles Scheiße findet. Ein paar Minuten später folgte noch ein „Das Wasser im Brunnen steht bis zum Rand.“ Und ich fragte mich, welchen Brunnen sie wohl meint. Claus meinte nur (wir hatten hin und hergeschrieben während meines Aufenthalts) „Oberkante Unterlippe? Bei ihr selbst? Kann ja sein, dass sie in Bildern spricht.“ Ich erzählte ihr von einer Strickjacke, die sie gemacht hatte und sie wusste ganz genau, was da drauf war auf dieser Jacke. Außerdem hatte ich in ihrem Beisein gependelt, weil ich wissen wollte, wann der Tag x sein würde. Heraus kam der 19. Januar. Ein Trugschluss, wenn ich es jetzt betrachte. Aber vielleicht will das Universum ja auch gar nicht, dass man so ganz genau weiß, wann was passiert.

Ich fotografierte meine Mama, so wie ich sie fast immer fotografierte, wenn ich bei ihnen daheim war in den letzten Wochen, während Papa beim Einkaufen war. Als ich abends daheim war, war da so ein tiefes Gefühl, dass ich am nächsten Tag wieder hin muss. Aber ich rief erst gegen dreiviertel 11 am Sonntag daheim an und sagte Papa, dass ich nachher käme. Er meinte, dass ich doch bitte daheimbleiben soll. Und dass gerade eine neue Pflegerin da wäre. Auf einmal auch, dass diese mich sprechen will. Also telefonierten wir und sie sagte mir „Kommen Sie bitte die nächsten 2 Wochen so oft Sie können.“ Ein erster Schlag in den Nacken. Ist es jetzt wohl doch bald soweit? Wie bald bald sein sollte, war uns da noch nicht bewusst. Also sagte ich zu Papa, dass ich jetzt gleich fahren würde und er meinte noch zu mir „Ich möchte mir heute noch vom Nachmittagspfleger seine Meinung einholen, dann kannst du gerne kommen.“ Ok, dann machten wir halt aus, dass ich erst gegen frühen Nachmittag da sein würde und jetzt noch mit Claus eine Runde spazieren gehe. Genau in dem Moment, als wir unsere Schuhe anhatten, klingelte das Telefon – es waren vielleicht gerade einmal 20 Minuten vergangen seit unserem letzten Telefonat – und Papa meinte nur „Komm sofort.“ In Sekunden saß ich im Auto und jagte in Richtung Starnberg. Normal brauche ich 1,5 Stunden für die 125 Kilometer. Dieses Mal schlug ich alle Geschwindigkeitsrekorde. Wenn man mich geblitzt hätte an diesem 3. Januar 2021 wäre mein Führerschein für immer weg gewesen. Passierte aber glücklicherweise nicht. Als ich um 12:45 die Türe aufschließen wollte in Aufkirchen, öffnete sie mir Papa und sagte „Mama hat es überstanden. Sie ist um 11:35 gestorben.“ 5 Minuten, nachdem ich mich ins Auto gesetzt hatte. Mir riss es den Boden unter den Füßen weg. Meine Mama. Tot. Sie hatte noch zwei Mal hintereinander etwas leise gebrummelt und da Papa ja leicht schwerhörig ist, hatte er es nicht verstanden. Als er von seinem Wohnzimmersessel aufstand und die 2 Meter zu ihr ans Pflegebett ging um nachzufragen, sah er, dass sie nicht mehr atmet. Entspannt lag sie jetzt da, die Hände von Papa gefaltet und auch das Gesicht entspannt. Friedlich war sie eingeschlafen. Ihre Angst, dass sie erstickt an ihrer COPD hatte sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.

 

 

Vielleicht hätte ich es wissen können. Deutlicher wissen können. Wissen können, wenn ich auf die Zeichen geachtet hätte. Nicht nur auf die Zeichen, die ein sterbender Mensch einem gibt. Davon wusste ich leider erst später etwas, da ich dann das richtige Buch dafür gelesen habe: „So sterben wir“ von Roland Schulz (https://www.roland-schulz.de/buch/) . Meine absolute Leseempfehlung für jeden von euch. Nein, es waren andere Zeichen. Ich hatte schon immer zu Claus gesagt, dass ich irgendwann einmal die Reden für meine Eltern schreiben sollte, aber irgendwie fand ich nie den Zugang zu Mama. Probiert, weggelegt… monatelang. Und irgendwann gar nicht mehr probiert. Ich habe immer gesagt „Ich hab kein so tolles Verhältnis zu meiner Mama.“ „Es ist schwierig zwischen uns.“ Und dann habe ich am Samstagabend noch ein Video gesehen von einer Trauerredneragentur, das mich irgendwie fasziniert und getriggert hat. Aber das war es auch… Also bin ich mit Claus ins Bett. Nachts gegen drei (ja, ich werde sehr häufig mitten in der Nacht wach) wurde ich wach und mir ging die ganze Zeit dieses Video im Kopf rum. Ein Ansatz, der mir darin gefallen hatte. Also stand ich auf und versuchte es mit der Rede für Mama wieder. Und siehe da, die komplette Rede – ehrlich und offen – war innerhalb von zwei oder maximal drei Stunden fertig. Normal brauche ich da deutlich länger zu. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie da neben mir saß und mir die richtigen Worte schenkte. Wahrscheinlich tat sie das auch. Wahrscheinlich, weil sie wusste, dass sie sehr bald gehen wird. Wahrscheinlich auch, weil sie wusste, dass diese Rede fertig ist und wir beide sie gemeinsam gefertigt haben. Niemals hätte ich gedacht, dass ich diese Rede nur 9 Tage später halten würde.

Einiges wurde noch geändert. Vieles aus meiner Erinnerung und meinen Gefühlen fand neue Worte. Neue Empfindungen. Es tat so unheimlich gut mit Papa die ganze Zeit über in der Nähe von Mama zu sitzen und über sie zu reden. Und wir hörten nicht damit auf, als sie gegen 18:33 aus dem Haus getragen wurde. Ich war so zerrissen, ich hätte sie gerne selber noch angezogen und in ihren Sarg gelegt, aber Papa konnte und wollte das alles nicht sehen. Er wollte nicht sehen, wie sie in den Sarg kommt und aus dem Haus getragen wird. Also war ich lieber bei ihm. Ich hatte so unheimliche Angst um ihn. Und habe sie noch immer. Schließlich wird er nächstes Jahr 90 Jahre alt. Über 60 gemeinsame Jahre waren auf einmal zu Ende. Sie werden zwar immer da sein, aber sich nicht mehr fortsetzen. Ein Haufen Elend.

Ein Haufen Elend, der perfekt funktionierte. Am nächsten Tag bereits hatten wir unser Gespräch beim Bestatter und nachdem klar war, dass Mama nicht unter einen Baum im Starnberger Waldfriedhof kommen kann, da sie nicht in Starnberg selber wohnen, suchten wir uns am Folgetag im Bestattungswald „Waldruh“ in Dietramszell einen schönen Baum für Mama und irgendwann für Papa aus. Damit beide dann wenigstens wieder beieinander sind. Ein schöner Ort dort. Ein Ort der Ruhe.

 

 

Neun Tage nach ihrem Tod fanden wir uns dort wieder ein. Ein paar Freunde, Papa, Claus und ich. Eine kleine Gesellschaft. Nicht nur wegen Corona, sondern auch, weil gerade Papa es so wollte. Und ich hielt die damals geschriebene Rede. Mein letzter Liebesbeweis für meine Mama. Einer der schwersten Abschiede, die ich bis heute erleben durfte. Auch wenn ein paar weitere schwere Abschiede dieses Jahr 2021 noch folgten. Aber glücklicherweise niemand aus meinem eigenen Umfeld.

 

 

Mittlerweile waren wir getrennt und zusammen schon häufiger dort und gehen dort eine Runde spazieren. Auch wenn ich daheim bei mir in Rutting mit Mama rede. Jeden Morgen streichle ich das letzte Foto von ihr, wo sie so zufrieden aussieht und wünsche ihr einen guten Morgen. Ich habe meinen Frieden mit ihr gefunden. Verstanden, warum sie häufig so oder anders reagierte. Dass sie mich liebte, bei allem was ich tat und dass sie sich in erster Linie immer nur Sorgen um mich machte. Weil sie Angst hatte, dass ihrem Augenstern etwas passieren könnte. Danke Mama. Danke, dass genau du meine Mama warst.

Bewegung gehört zum Leben – bloß nicht stehenbleiben!

Der Tod von Mama hat einiges in mir in Bewegung gebracht. Nicht nur, dass ich mehr wissen will, was Papa betrifft, sondern auch mehr, was mit den Themen Krankheit am Ende, Sterben und Tod zu tun hat. Ich fange seitdem an alles aufzusaugen, was ich zu den Themen finden kann. Und ich spürte einen Ruf in mir. Den Ruf, dass ich im Bereich Trauer richtig bin. Dass es um mehr geht, als nur um das reine Halten von Trauerreden. Also starte ich bereits im Januar mit meiner Trauerbegleiterausbildung bei Laudius.

 

 

Ich will den Angehörigen einfach mehr bieten können. Sie besser verstehen. Sie unterstützen. Nicht nur aus dem Blick des eigenen Verlustes heraus, sondern sie an die Hand nehmen können, so wie ich mich selber durch diesen Kurs selber an die Hand genommen habe. Ich bin sehr froh darüber, wie mich meine Mitschülerinnen online immer wieder aufbauten und an die Hand nahmen. Ohne dass sie wussten, dass ich gerade erst ein paar Wochen vorher meine Mama verloren hatte. Noch im November 2020 meldete ich mich im Hospiz in Landshut an, weil ich als ehrenamtliche Hospizbegleiterin tätig sein möchte. Das habe ich ja schon in meinem Jahresrückblick 2020 erwähnt. Damals vielleicht noch mit der Überlegung im Hinterkopf, dass ich dann ja auch diese Menschen mit einer Trauerrede am letzten Lebensfest begleiten könnte, mittlerweile wissend, dass ich die Menschen während der letzten Tage, Wochen, Monate begleiten und berühren möchte. Mich auf sie einlassen möchte. Ihnen mehr schenken möchte als nur eine Stunde Zeit in der Woche. Ich möchte ihnen MICH schenken. Damit sie mit mir eine schöne Zeit haben. Egal, wie lang diese dauert. Mittlerweile habe ich den Basiskurs abgeschlossen und ich freue mich unheimlich auf den Aufbaukurs, der jetzt Ende April 2022 beginnen wird. Ich kann schon jetzt den 18. September 2022 nicht mehr erwarten – der letzte Tag meiner Hospizbegleiterausbildung 😊

Aber auch sonst habe ich viel in Richtung Weiterbildung getan. Ich treffe mich jeden Monat mit vier weiteren Trauerrednerinnen per Zoom für eine Supervision, die mir auch unheimlich viel bringt, auch wenn ich selber nicht gerade immer Themen habe. Irgendwie beutelt mich scheinbar weniger, wie ich denke.

 

 

Apropos beuteln: mich haben dieses Jahr schon ein paar Sachen gebeutelt:

Zum einen hatte ich letztes Jahr zwei Buchungen für Trauungen, die nur deswegen zustande kamen, weil ich eben auch Trauerreden mache – beide Bräutigame waren an Krebs erkrankt und beide haben den Kampf dieses Jahr leider verloren. Über einen von beiden hatte ich zu seinen Lebzeiten auch einen Blog geschrieben. Wenn er dich interessiert, dann schau gerne hier.

Zum andren hatte mich eine Rednerkollegin im Rahmen eines Coachings einmal gefragt, wie sie mit dem Mord seitens des Ehemanns an seiner Frau umgehen soll in der Rede und ich hatte noch geantwortet „Bin ich froh, dass dieser Kelch bisher an mir vorbeigegangen ist.“ Tja… eine Woche später hatte ich ihn, den Kelch. Tochter hatte ihre Mutter umgebracht. Harter Tobak.

Und dann auch noch die ganzen Sternenkinderbeerdigungen, die ich begleiten durfte. Ein schwerer Schicksalsschlag für die Eltern. Hart für sie, die Familien und auch für mich als freie Trauerrednerin.

Themen, die dann doch auf eine gewisse Weise in der Supervision zur Sprache kamen. Ich bin echt froh, dass ich dem Trauernetzwerk von bohana (https://bohana.de/) beigetreten bin, denn sonst hätte ich Melanie, Ulli, Daniela und Christine wahrscheinlich nicht kennengelernt.

Aber auch in Punkto Trauerreden habe ich noch das eine oder andre Seminar besucht und ich war auch im Benediktushof und lernte, dass im Trauerfall auch gelacht werden darf. Etwas, was ich sowieso schon wusste. Wäre ja auch tragisch, wenn man das nicht darf. Trauer ist nun einmal nicht nur traurig. Das merkte ich auch, als ich mich mit einer großen Menge an andren Trauerredner*innen in Karlsruhe zum Austausch traf. So richtig Aug in Aug 😉 Da wurde gelacht und gestaunt – genau so wie die Angehörigen es während der Trauerrede auch tun.

Wunscherfüllung oder doch eher enttäuschte Hoffnungen?

Am 31.12.2020 hatte ich folgenden Post bei Facebook für meine Freunde geschrieben:

Für das neue Jahr 2021 wünsche ich dir, mir, euch, uns, dass

– die Götter, dein Gott und meine Göttin uns positiv gestimmt sind (und die Politiker natürlich auch )

– wir uns wieder positiv auf dieses Jahr einlassen, obwohl 2020 schwierig war

– wir alle gesund bleiben oder schnell gesunden, wenn uns doch mal was erwischt hat

– Reisen und andere Unternehmungen nicht nur im Kopf stattfinden dürfen

– wieder mehr Menschlichkeit und Mitgefühl gelebt wird und wenigstens ein Auge und ein Ohr für andere immer offen sind

– wir Menschen und Dinge, die uns nicht gut tun, einfach ohne Schmerz gehen lassen

– wahre Freunde an unserer Seite sind, die uns auch mal den Kopf zurechtrücken und die Wahrheit sagen

– wir stets Möglichkeiten finden, unseren Freunden und Familien nah zu sein

– jeder von uns immer ein trockenes Dach über dem Kopf und eine warme Stube hat

– keiner von uns je hungern muss oder auf der Straße leben (außer er möchte es)

– wir alle gestärkt aus den vielen Herausforderungen gehen, vor die uns das Leben so stellt

– unser Glaube, auch an uns selber, uns nie verlässt

– Mut, Liebe und Hoffnung immer an unserer Seite sind

– sich stets mindestens fünf Euro mehr im Geldbeutel befinden, als benötigt ist

– sich mancher Egoismus wandelt in Hilfe für andere

– wir alle nicht immer nach “höher, schneller, weiter” streben, aber trotzdem Ziele für uns haben

– jeder von uns sich überlegt, was er sich und anderen zumuten kann oder darf

Wenn ich sie jetzt heute für diesen Jahresrückblick durchlese, dann war da ganz schön viel Hoffnung drin. Hoffnung, dass dieses Corona uns nicht weiter beutelt. Uns endlich wieder ein „normales“ Leben führen lässt. Wir uns auf dieses 2021 freuen (können). Und was wars? Corona machte uns klar, dass nichts planbar ist. Anfang des Jahres gab es wieder einen Lockdown. Schwerer und heftiger als im Sommer 2020.

 

 

Hilfen seitens des Staates? Ja klar. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl nicht für so kleine Einzelunternehmen, wie mich. Brauchte ich zwar auch nicht, da ich von Papa bereits mein Erbe ausbezahlt bekam in langsamen Schritten und weil mich meine Aufträge ohne Probleme leben ließen. Immerhin durfte ich im Laufe des gesamten Jahres 2021 78 Trauerfeiern als freie Trauerrednerin begleiten und auch 31 Hochzeiten schaffte ich zwischen Anfang Juli und Ende Oktober. Teilweise zwei oder drei Trauungen pro Wochenende. Mein extremstes Wochenende waren 5 Trauungen. Zwei am Freitag, zwei am Samstag und eine am Sonntag. Ich bin ehrlich, ich war durch, am Ende. Blöderweise hatte ich ja auch gedacht, dass das mit den Trauungen sicher nicht klappt und sie wieder verschoben werden oder dann doch storniert. „Für was also so viel Arbeit im Vorfeld machen? Ok, dann schreibe ich die Rede halt kurz vor knapp.“ Häufig saß ich nachts am Rechner und tippte. Schließlich soll es ja doch individuell und genau für dieses eine spezielle Brautpaar geschrieben sein. Wenn ich mir die Fotos von mir auf diesen Hochzeiten anschaue, dann sehe ich, dass ich schon ganz schön viel Schminke brauchte, um die Augenringe zu verdecken. Aber ich bin gaaaaaaaaaanz ehrlich: jede einzelne Hochzeit war der Hammer. Für jede einzelne bin ich dankbar. Dankbar, dass meine Brautpaare positiv eingestellt waren und zu mir gehalten haben. Für sie waren sogar Zwischenrechnungen ok, die ich stellte.

 

 

Und was habe ich nur für Traumlocations kennengelernt in diesem 2021? Endlich war ich auf der Jufen-Alm, die ich mir schon immer als Trauungsort erhofft hatte. Endlich war ich wieder auf dem Hohenbogen . Da wurden Hochzeiten im kleinen Kreis im eigenen Garten gefeiert oder riesig groß in der Kaltmühle. Zeiten der Unbeschwertheit, Zeiten des Glücks. Ein Ausgleich zu den ganzen Trauerreden, die ich hielt.

 

 

Ich halte es langsam hier nicht mehr aus – ich will raus und ich muss raus

Die Hochzeiten boten mir und Claus auch die Chance auf ein bisschen Urlaub. Auch wenn Urlaub coronabedingt ja nicht komplett „verboten“ war. Statt Schottland, wo wir ja schon 2020 hinwollten, war es halt dann einfach „nur“ ein langes Wochenende in Maria Alm und ein zusätzlicher Tag in Coburg. Aber wir entschieden uns auch, dass wir doch noch richtig Urlaub machen wollten. Uns war aber auch klar, dass Fliegen und das weiter entfernte Ausland für uns keine Option war. Also machten wir gemeinsam Deutschlandurlaub. Es war mehr Stadtwandern, wie Entspannen. Täglich mehr wie 10.000 Schritte waren auf dem Pedometer zu sehen. Manchmal seeeehr viel mehr. Dafür haben wir jetzt Dresden, Potsdam, Usedom, Berlin, Weimar und Bayreuth gesehen. Gerade Potsdam und Weimar und Usedom hatten es mir angetan.

 

 

Wunderschöne Städte. Da möchte ich gerne auch noch einmal hin. Genauso wie ans Wasser – vielleicht wird es ja wieder Usedom. Wer weiß das schon?

Claus hat auch ohne mich dieses Jahr noch Urlaub gemacht. Er hatte sich wieder auf sein Liegedreirad gesetzt und war für knapp eine Woche damit unterwegs. Urlaub damit auch für mich 😊

 

 

Eigentlich wollten wir ja auch diesen Spätherbst noch nach Südtirol. Wieder in den wunderschönen Lüsnerhof in Lüsen. Diesen hatten wir vor zwei Jahren über einen Umweg kennengelernt und hatten dort schon einen Kurz-Wellness-Urlaub genießen dürfen. Ein wahrer Traum dort. Die Lage, das Essen, die Saunen…. Es war uns klar, dass wir dort wieder hinwollen. Aber nachdem die Inzidenzen massiv nach oben schnellten, stand das für Claus und mich gar nicht mehr zur Debatte. Dafür ließen wir uns boostern. Wir wollen nämlich, dass wir wenigstens 2022 wieder reisen können. Mehr Normalität erleben können. Wobei wir uns nicht beschweren dürfen, denn hier in Niederbayern, in unserem kleinen Rutting und seinem Vilstal, ist die Welt noch in Ordnung. Zwar hat es die Vermieterin und den Bauern gegenüber mit Corona erwischt, aber an uns ist dieser Kelch bislang vorbeigegangen. Das darf so gerne bleiben 😊

Langsam bin ich echt genervt

Das Thema „Urlaub“ machte mir aber auch klar, dass ich viele meiner Freunde nicht mehr so wirklich verstehen kann. Ich kann es halt nicht nachvollziehen, wenn ich lese „Ich kann nicht mehr ohne Reisen. Ich muss einfach raus. Ich gönne mir jetzt einen Urlaub auf Gran Canaria, in Dubai, in Griechenland, in Südafrika oder sonst wo.“ Ich will jetzt gar nicht darüber diskutieren, ob das richtig oder falsch ist. Ich persönlich kann es halt nicht nachvollziehen und ich merke immer mehr, dass viele meiner „Freunde“ egoistischer werden in meinen Augen. Deutschland bietet doch so unheimlich viel. Wobei, vielleicht sind sie das ja gar nicht, sondern ich nur härter in meinen eigenen Entscheidungen. Oder vielleicht bin ich ja sogar nur neidisch? Aber egal wie wo was, ich ziehe mich gerade zurück. Zurück von den Menschen, die mir nicht mehr so gut tun, wie sie mir mal taten. Und das nicht nur wegen dem Urlaubsthema. Sondern auch wegen dem generellen Denken über Corona.

Dafür genieße ich es dann, wenn ich ganz spontan gefragt werde, ob ich nicht Lust habe mit jemanden einen Kaffee zu trinken oder essen zu gehen. Wie toll finde ich es, dass es auch mit ein wenig Planung klappt, dass ich mit meinen Schulfreundinnen Andi, Bille und Sabine alle paar Monate gemeinsam in München beim Italiener an der Hackerbrücke zusammensitze und ratsche. Oder mich so ganz aus der Hüfte heraus mit Claudia bzw. Simone und deren Claudia (die beiden ersten sind Rednerkolleginnen) treffe, obwohl sie alle drei aus der Ecke Kölns sind.

 

 

Da fuhr Papa bereits zwei Mal nach Bad Füssing in den Urlaub für je eine Woche und ich besuchte ihn dort. Zeit, die nur uns beiden gehört.

 

 

Momente, die mir weißmachen, dass alles beim Alten ist. Dass uns Corona gar nicht aus der Kurve trägt. Und doch ist mir klar und bewusst, dass Corona uns noch verdammt viele Jahre begleiten wird. Hoffentlich nicht so, wie es dieses 2021 und auch 2020 uns begleitet hat. Ich will nicht im nächsten Jahresrückblick schon wieder so viel darüber schreiben müssen.

Normalität oder schon wieder Corona?

Immerhin war da schon ein ganzes Stück mehr Normalität. Ich durfte als Ausstellerin auf kleinen Messen in Deggendorf auf der „Hochzeitsschau“, in Landshut auf der „love. Das Hochzeits-Festival“ und in Erding auf der „Mein letzter Weg“ ausstellen.

Endlich wieder persönliche Gespräche, nicht nur alles online. Wobei ich meine ganzen Vorbereitungsgespräche für Traureden und Trauerreden auch immer persönlich gehalten habe, soweit es möglich war. Dann wurde halt einfach dort mit Maske gesessen, da ich nie wollte, dass ich eventuell ein Infektionsauslöser bin.

Ich finde, dass das Jahr 2021 nicht so unheimlich viel Negatives hatte in Punkto „Das darf man nicht“. Wir waren häufig essen, haben Stadtbummel in Landshut, Regensburg und in vielen andren Orten gemacht, waren viel fotografieren, haben unser Leben genossen, waren bei Ina Regen im Konzert, schauten wir Kunstinstallationen an, besuchten den Nepal- und Himalayapark nicht nur einmal und taten das was, wir sonst auch immer machen – LEBEN!

 

 

Auch auf einen für mich ganz wichtigen Termin konnte ich nur hinfiebern, weil es eben mit realen Treffen im November ging. Ich wurde nämlich im BATF, dem Bundesverband der freien Trauerredner, nach einem länger dauernden Aufnahmeverfahren, als Mitglied in Bebra aufgenommen. Im Februar diesen Jahres hatte ich den BATF entdeckt, da ich etwas suchte, wo sich Trauerredner*innen austauschen und voneinander lernen. Als ich las, dass die BATF der Berufsverband für die Trauerredner*innen ist, war ich mir sicher “Da bin ich richtig.” Also hatte ich hingeschrieben und um Aufnahme gebeten. Aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Ich musste ehrlich beantworten, wieviele Reden ich bereits gehalten habe, Referenzschreiben von Bestattern und auch mehrere gehaltene Reden einreichen. Dann hieß es warten, denn die Aufnahme erfolgt durch die Mitglieder. Normalerweise treffen sich diese jedes Jahr 2x. Aber 2021 war aus bekannten Gründen vieles anders. Also durfte ich mit weiteren 4 Interessenten dieses Wochenende zum 25-Jährigen Jubiläum persönlich antreten. Gefühltes “Nackig-machen” war angesagt. Die alteingesessenen Mitglieder von sich und seiner Expertise überzeugen. Und wie meinte Dirk am Aufnahmetag “… und mittrinken und mitfeiern.” Haben wir 5 Neuen scheinbar geschafft 😇 Und damit bin ich seit November Mitglied in der BATF 🎉 Ich freu mich wie Sau 🙈 Steht die BATF ja schließlich für Qualität und Gemeinschaft. Jeder Einzelne ist fast schon ein Garant für eine wertschätzende, gute Trauerrede. Und ich bin echt froh, jetzt so viele gute Kollegen zum Austausch zu haben. 🥰

Verwöhnte Vierbeiner

Ok ok, da bin ich selber schuld 😉 Nach dem Tod von Mama besuchte uns mein Papa irgendwann im April oder Mai das erste Mal in Rutting. Und genau an diesem Tag haben wir die beiden Tiger auch das erste Mal rausgelassen. Und was macht Flauschi? Er haut vor lauter Panik ab und kam erst irgendwann mitten in der Nacht halbverängstigt wieder. Ich hatte mir geschworen „Nie wieder raus mit beiden.“, aber das konnte ich nicht umsetzen bei Claus. Also waren sie doch immer wieder draußen. Aber wirklich wohl ist mir da überhaupt nicht.

Dann kam der Stadtwander-Urlaub. Und uns war klar, 14 Tage können wir die beiden nicht einfach nur daheim lassen. Auch wenn unsere Vermieterin täglich nach ihnen schauen würde. Also erkundigte ich mich nach einer Katzenpension und was soll ich sagen? Die gefundene Pension in Riffenthal war echt klasse. Da hatten beide ein Zimmer mit einigen andren Katzen zusammen, das auch Freigang im Stil einer vergitterten Terrasse bot. Damit konnte ich mich auch danach anfreunden für uns daheim. Aber irgendwie haben wir das noch nicht umgesetzt, weil Claus es irgendwie wiederstrebt. Solange sind sie jetzt einfach drinnen. Bei fast 240 qm inkl Speicher sollte das ja auch kein Problem sein. Und seit einigen Monaten sitzen sie zwar neben der Tür, wenn einer von uns heimkommt, aber wollen nicht unbedingt raus. Wäre für mich und mein Wohlbefinden auch deutlich besser.

Aber sie wissen schon ganz genau, wie sie was bekommen. Da wird notfalls an der Tür zum Speicher gekratzt, wenn sie nachts zu ist und sie hochwollen. Irgendeiner von den beiden Zweibeinern wird sie dann schon öffnen. Oder Fressen? Heee.. nur das, was wir beiden Vierbeiner wollen. „So komisches Nassfutter? Nicht mit uns. Frauchen kauft uns sicher dann auch wieder leckeres Putenfleisch.“ Klar macht das Frauchen das. Und hat sich auch mittlerweile dran gewöhnt, dass jede Woche gut 1 oder 2 Kilo Putenfleisch im Dörrautomat getrocknet werden. Gerade habe ich wieder festgestellt, dass ich keinen Joghurt aufmachen darf ohne dass beide sofort neben mir sitzen. In diesem Fall war es ein Griesbrei. Den haben sie nämlich immer vom Finger bekommen. Und? Was passierte soeben? Griesbrei im Schüsselchen ist keine Option, Griesbrei von Frauchens Finger definitiv schon 😂

 

 

Ich liebe unsre beiden ohne Ende und ich bin soooo froh, dass wir uns letztes Jahr für beide entschieden haben.

Was tut sich Neues in 2022?

Da steckt bereits etwas in der Pipeline, denn ich hoffe, dass die Coronabeschränkungen maximal so bleiben bis Februar, wie derzeit. Dann wird nämlich auch hier in Rutting ausgebildet. So richtig Aug in Aug. Mit mindestens einmal herzlich drücken. 😊 Dann dürfen schließlich angehende TrauerrederInnen von meinem Wissen profitieren und lernen, wie sie das richtig tun können, was ich schon seit einigen Jahren tun darf. Nämlich schöne, ehrliche, individuelle Trauerreden halten. Falls es dich auch interessiert, dann schaue doch gerne mal auf diese Seite https://diegrabrednerin.com/ausbildung-trauerredner/. Diese Ausbildung ist genauso wie mein Coaching für TrauerrednerInnen https://diegrabrednerin.com/coaching-fuer-trauerredner/ in den letzten Monaten entstanden, da sich mein Fokus ein wenig verschoben hat. Bereits 9 Trauerrednerinnen haben hier mein Wissen genutzt und um Hilfe und Tipps gebeten, die ich unheimlich gern gegeben habe. Alles das, weil das Thema Trauer eben nicht nur traurig ist, sondern in erster Linie so voller unheimlicher Liebe und wahnsinnig viel Leben steckt. Etwas, was einfach perfekt zu den ganzen Hochzeiten passt, die ich ja auch halten darf.

Sind wir doch mal ehrlich: kann mich etwas mehr glücklich machen, als das, was ich da von Herzen tue? Nein… Deswegen ist mein Wort für das Jahr 2021 auch im Nachgang „Dankbarkeit“.

 

 

Dankbarkeit, auch wenn in meinem Jahresrückblick 2020 ein anderes Wort gestanden ist, denn dort stand „Herausforderung“. Und ja, herausfordernd war dieses 2021 wieder.

Der Ausblick auf mein 2022 – wie das wohl wird?

Was wohl 2022 MEIN Wort wird? Ich denke und fühle es ist AUSBAU. Ausbau meines Interesses für Themen, die mich noch mehr mitnehmen als andere. Ausbau neuer beruflicher Bereiche. Auch wenn ich schon dieses Jahr mit dem einen oder andren Bereich angefangen habe. Der Ausbau meiner Social Media-Kanäle gehört eindeutig auch dazu.

Mir reichen meine Hochzeiterinnen-Zahlen auf Instagram nicht mehr, auch wenn sie sich nur minimal verändert haben gegenüber 2020:

  • 852 Beiträge (2020: 813)
  • 1966 Follower (2020: 1.882)

Und auch auf Facebook ist noch verdammt viel Platz nach oben:

  • 1770 Personen gefällt das (2020: 1.761)
  • 1823 Personen haben das abonniert

Dafür sind die Zahlen für die Grabrednerin schon fast in die Höhe geschnellt, aber auch hier muss noch mehr für meine Sichtbarkeit und meinen Bekanntheitsgrad getan werden:

Die Grabrednerin auf Instagram:

  • 184 Beiträge (davon 114 in 2021) (2020: 70)
  • 622 Follower (2020: 206)

Auch in Facebook hat sich auf diesem Profil einiges getan, selbst wenn ich die gesteckten Ziele für beide Tätigkeitsbereiche vom letztjährigen Jahresrückblick nicht erreicht habe. Aber ich bin wenigstens nah dran 😊

  • 449 Personen gefällt das (2020: 343)
  • 480 Personen haben das abonniert
Zusammenarbeit? – total gerne

Hat von euch jemand Lust auf eine Kooperation? Auf Austausch? Auf gegenseitige Unterstützung? Lust auf einen Business-Buddy? Ich bin für alles offen. Auch wenn so ein deppertes Sprichwort sagt „Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“ Ok, bin ich eh nicht 😉 Wenn du Interesse hast, dann melde dich doch einfach ganz unkompliziert bei mir, dann schauen wir einfach, was draus wird.

Ausgebaut wird auch meine Tätigkeit als freie Rednerin, denn ich werde in dem Jahr noch einmal aktiv auf Bestatter zugehen und sie von mir überzeugen. Und natürlich stehe ich auch auf den Hochzeitsmessen in München und Umland und präsentiere mich den Brautpaaren. Ausgebaut wird definitiv auch mein Coachingangebot und vielleicht gibt es die Ausbildungen zur/zum Trauerredner*in ja dann auch noch wo anders, als nur bei uns daheim im Gewölbesaal.

Hey, so schlimm war das doch alles gar nicht oder?

Auch wenn das Jahr 2021 ziemlich beschissen begonnen hatte, so endet es mit ganz viel Hoffnung, Träumen und Umsetzungen. Ich bin mir sicher  ➡️ 2022 wird MEIN Jahr 😊

Ich danke dir, dass du diese Berge an Buchstaben, Wörtern und Gefühlen gelesen hast 😊 Schön, dass ich dich damit erreichen konnte.

Alles Liebe von Michaela und hab auch du ein grandioses Jahr 2022 vor dir. Genieße das Leben, das sich dir bietet, mit allen Facetten und nutze all deine Chancen. Mach einfach das Beste draus. Das beste 2022 😊

 

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