Jahresrückblick 2022

Herzlich Willkommen zu meinem Jahresrückblick 2022

 

Jetzt kurz vor dem Jahresende wird es nun aber wirklich Zeit darüber nachzudenken und diesen Jahresrückblick zu schreiben. Eigentlich wollte ich ja zusammen mit Judith von https://www.sympatexter.com und ganz vielen anderen Mitschreiber:innen schon am 20. Dezember aufs Knöpfchen zum Veröffentlichen gedrückt haben. Aber irgendwie klappte das nicht. Wie letztes Jahr auch nicht. Und ja, ich bin so eine, die wirklich (fast) alles auf den letzten Drücker macht. Claus und das Finanzamt können da echt ein Lied von singen. Aber bisher hat es immer geklappt. Also wird das heute auch was. Und wenn ich bis nachts schreibe. Möglicherweise sollte ich vielleicht eventuell mal darüber nachdenken, ob ich diese Praxis ändern sollte, meine zeitlichen Drücker ein wenig ausdehne oder ausbaue 🤣

 

 

 

Ausbau? Hat das wirklich geklappt?

 

Letztes Jahr habe ich in meinem Jahresrückblick 2021 geschrieben, dass „Ausbau“ mein Wort für 2022 ist. Dass ich das ganz fest spüre. Puh… jetzt ist echt so nachträglich die Frage, was genau denn ausgebaut werden konnte. Ja ok, die reinen Zahlen, Daten, Fakten konnten ausgebaut werden. Aber mit denen will ich dich jetzt zu Beginn dieses Werks hier nicht langweilen. Und ja, ein paar berufliche Aspekte wurden ausgebaut. Immerhin biete ich doch auch Ausbildungen für Trauerredner:innen an und Coachings. Aber längst noch nicht so, wie ich sie mir erträume. Zwei Ausbildungen durfte ich anbieten dieses Jahr und insgesamt sechs Trauerrednerinnen (ja, wirklich kein Mann) wollten von mir lernen und mein Wissen anzapfen. (und nebenbei auch noch lecker bekocht werden) Eigentlich wäre es toll gewesen, wenn auch beim zweiten Kurs wieder vier Teilnehmerinnen dabeigewesen wären. Aber was solls. So hatten wir einfach viel mehr Zeit. Jetzt steht allerdings auch der nächste Kurs für März schon in der Pipeline und zwei Anmeldungen habe ich bereits. Und auch hier dürfen es gerne vier werden. Vielleicht hätte ich doch mal mit dem einen oder andren Mindset-Modul arbeiten sollen, dann wären es damals und jetzt ganz bestimmt schon vier. Ich habe mir doch wirklich fantastische Online-Kurse angeschaut, erarbeitet und verinnerlicht, die an diesem Mindset feilen sollten. Nur mit der weiteren Beschäftigung hat es gehapert. Dabei weiß ich doch aus eigenem Erleben, dass das perfekt bei mir funktioniert. Irgendwie war dieses 2022 aber vielleicht noch nicht das Jahr genau daran zu arbeiten. Macht aber nichts, ich hab nämlich im Februar Urlaub mit mir ganz allein. Und dafür liegen schon zwei Bücher bereit, durch die ich mich durcharbeiten möchte. Und ein Offline-Wochenende genau mit diesem Umsetzungsthema steht auch schon in meinem Kalender, auch wenn bislang nur der Termin als Save the Date von https://www.sabrinascheuerling.com/ bekannt wurde. Was freu ich mich auf Mitte Juli 😇 Da bin ich total ehrlich.

 

Funktioniert mein Leben eigentlich noch ohne Weiterbildung?

Klar, ein Leben ohne Weiterbildung ist möglich, aber es ist einfach Mist 😈 Damals als ich noch die Schule besuchte, da habe ich es einfach nur gehasst, aber mittlerweile bin ich fast schon süchtig nach neuem Wissen. Wissen für mich, Wissen für meinen Beruf, Wissen um Zusammenhänge, Wissen, damit ich einfach mehr weiß. Dieses Jahr habe ich Mitte Februar mit einem Rednerseminar mit Sandra Yurtöven und Ben Pandolfi von Melon Moments gestartet und es war einfach nur grandios. 11 fantastische Rednerinnen und 1 fantastischer Redner haben sich in Wiesbaden ausgetauscht und voneinander gelernt. Wir alle kochen mit dem gleichen Wasser, es ging um gleiche Themen und bääääm jeder hat es völlig anders gemacht. Die fette Bereicherung. So sehr, dass ich gleich noch zwei weitere Online-Seminare mit Sarah und Ben gemacht habe – einmal über Metaphern, weil ich mich irgendwie nie so ganz drangetraut habe und dann über Trauerrituale, die ich sowieso so liebe. Einfach kreativ sein, einfach anders… Und damit ICH. Ohne wenn und aber.

 

 

Dazwischen weiterhin die Trauerrednerinnen-Supervision mit Christine Kempkes aus dem Bohana-Netzwerk, die es so jetzt leider nicht mehr gibt, was ich sehr, sehr schade finde. Denn auch wenn man selber keine Themen hat, hilft einem der Austausch. Jeder lernt immer von jedem. Weiter mit einem monatlichen Austausch mit meinem Kollegen Matthias Köhler und zum Ende des Jahres hin Zoom-Calls mit anderen Trauerredner:innen. Eine Gruppe, die stetig weiter wächst. Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass man uns länger aktiven Rednern gerne jede Info aus der Nase ziehen möchte.

Ende März ging es für mich und drei weitere Redner:innen nach Berlin zur Ausbildung zur demenzfreundlichen Trauerrednerin bzw. Trauerredner. Mein Gott, irgendwie habe ich echt verdammt viel falsch gemacht davor, wenn es um demente Menschen ging. Aber mich hat das Thema so angefixt, dass ich mir damals schon Unterlagen ausgedruckt habe über eine Schulung zur Erbringung von Leistungen gemäß §45a SGB XI von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Leider passten die Termine nicht, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Mal sehen, wann und ob.

 

 

Weiter ging es mit dem Aufbaukurs zum Hospizbegleiter im Kloster Armstorf und Ende September konnte ich endlich das Zertifikat „Hospizbegleiter“ in meinen Händen halten. Und dann kam mein erster richtiger Auftrag. Vorher hatte ich ja nur 10 Stunden Praktikum in einem Pflegeheim in meiner Nähe gemacht und zwei Damen besucht. Die Ältere von beiden verstarb leider relativ schnell. Auch mein erster richtiger Auftrag als Hospizbegleiterin forderte viel von mir.  Ein älterer Herr, der von der Palliativabteilung eines Krankenhauses in das gleiche Pflegeheim verlegt wurde, halbseitig gelähmt war und nicht mehr sprechen konnte. Wobei er auf die Frage nach dem ersten Besuch, ob ich wiederkommen solle, ein ganz deutliches „Ja“ rausbrachte. Ihn habe ich leider auch nur acht Wochen begleiten dürfen, bevor er sterben durfte. Am Donnerstag sollte ich einen neuen ambulanten Auftrag beginnen. Als ich Donnerstag gegen halb zwei klingelte, öffnete mir die Tochter und sagte „Heute morgen hat die Mama uns verlassen und ist in Ruhe gestorben.“ Zu spät… Aber ich bin mir sicher, im Januar kommt der nächste Auftrag und dann ist es vielleicht anders.

Ende Oktober ging es nach Bebra zum Herbst-Seminar vom BATF, dem Bundesverband für Trauerredner:innen. Dank der Open Space-Methode kam diesmal auch einiges rüber, denn wir wollen den Verband auf stabilere Füße stellen, einiges verändern, verbessern, aktiver werden. Jetzt müssen wir in diesem kommenden Jahr nur das alles auch angehen. Und dabei fällt mir ein, dass ich eigentlich noch einige freie Trauerredner:innen fragen wollte, wie denn deren eigene Definition von einem Trauerredner ist. Ok, wird gleich in der ersten Januarwoche angegriffen. Einiges ist irgendwie dieses Jahr nicht erledigt worden. Sowas wie das beispielsweise.

Leben und Tod – mein Thema als freie Trauerrednerin oder Lebensrednerin

Gleich Anfang Mai ging es für mich auf die „Leben und Tod“ nach Bremen. Im Zug traf ich noch Verena von Rimaneo Erinnerungskunst, die in Landshut wohnt. Sie hatte mit ihrem Zug Verspätung gehabt und dadurch den Folgezug verpasst, so dass wir dann zusammen am Bahnsteig standen. Allerdings haben wir auch immer wieder miteinander getippt, damit wir wussten, wer wo gerade ist, denn es war klar, dass wir beide unter andrem auch am Stand von Bohana dieses Netzwerk repräsentieren werden als Standbesatzung. Als wir uns einen Platz suchten im Zug, kamen wir an einem Vierer-Tisch vorbei, wo lediglich zwei Personen saßen. Wir fragten, ob wir uns dazusetzen dürfen und wir durften. Irgendwann sagte ich zu Verena, dass ich bei meiner Mama das „berühmte“ Sterbedreieck im Gesicht vermisst hätte und meinte „Aber das hat man doch angeblich immer.“ und auf einmal klinkte sich die Dame neben Verena ins Gespräch ein. „Nein, das gibt es nicht immer. Das kann ich aus Erfahrung sagen, denn ich bin Pflegekraft.“ Zu dritt unterhielten wir uns dann weiter über das Sterben und den Tod. Völlig normal also. Auf einmal hörte der Mann neben mir immer deutlicher zu und irgendwann klappte er seinen Laptop zu mit der Bemerkung „Also da kann ich jetzt nicht anders, da muss ich auch mitreden. Ich bin nämlich Palliativmediziner.“ Ein fantastisches Gespräch entwickelte sich, bis man sich trennte auf Grund von Ausstiegen. So ging es für Verena und mich weiter bis Bremen, wo wir abends bereits die ersten „Bohanas“ treffen durften. Am nächsten Morgen ging es auf die Messe. Wow… die totale Bubble. Nur Menschen, die entweder im Bereich Sterben und Tod arbeiten oder sich dafür interessieren. Zwei Wahnsinnstage mit grandiosen Workshops, Vorträgen, Dienstleistern aller Art und Gesprächen vom Feinsten. Ein Eldorado für mich als freie Trauerrednerin.

 

 

Da war schon klar – Freiburg sieht mich auch. Fand doch dieses Jahr die „Leben und Tod“ für die Süddeutschen zum ersten Mal auch in Freiburg statt. Thema wieder „Kinder und Tod“. Aber dann kam doch etwas dazwischen in meinem Kalender, so dass ich eben nicht nach Freiburg fuhr. Obwohl ich mich so drauf gefreut habe Claudia aus Bergisch Gladbach wieder zu sehen, die noch im Februar bei mir selber die Ausbildung/Weiterbildung zur Trauerrednerin gemacht hat. Aber wir beide haben ein Date – nämlich in Freiburg 2023 😁

Aber nicht nur Bremen oder Freiburg machen mir klar, dass das Leben und der Tod MEIN Thema ist. Klar, ich bin freie Traurednerin und halte Traureden auf Hochzeiten und das ist Leben pur und ich halte als freie Trauerrednerin, Grabrednerin oder Lebensrednerin Lebensreden auf Beerdigungen und das ist der Tod. Dazu noch Hospizverein, der beides repräsentiert. Und doch: das Leben ist doch so viel mehr als nur Reden zu halten über das Leben und die Liebe. Da darf in den Urlaub gefahren werden, da darf einfach mal auf der Couch rumgegammelt werden, obwohl sich die Arbeit türmt, da wird mit offenen Ohren dem eigenen Papa zugehört, wenn er wieder von früher erzählt.

Wir feierten dieses Jahr nicht nur auf Hochzeiten das Leben, sondern noch einen viel wichtigeren Tag. Wir feierten nämlich den neunzigsten Geburtstag meines Papas, den er noch einmal groß mit Freunden verbringen wollte.

 

 

Also fing er an zu planen, denn er wollte unbedingt noch einmal in das Restaurant „Aquarello“ in München, wo er auch seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert hatte, auch wenn ich mich daran nicht mehr erinnern kann. Also schrieb ich die Einladungen an viele Freunde, seinen Patensohn, Claus und mich. Wir feierten mittags schon mit Papa und es entstand ein Foto von ihm, das ich unheimlich gerne mag, obwohl er sich selber „total alt“ darauf findet. Aber hey… er ist neuuuunzig. 🙈 Abends ging es mit zwei Taxis nach München und es wurde ein wunderschöner, lustiger, leckerer Geburtstag. Wir wurden kulinarisch verwöhnt vom Allerfeinsten. Und da auch wir das ein oder andre Glaserl Wein intus hatten und auch diverse Schnäpse blieben wir dann auch noch in Aufkirchen, nachdem uns das Taxi gegen 23:00 sicher in Richtung Starnberger See fuhr. Ein wunderschöner Geburtstag, der mir immer in positiver Erinnerung bleiben wird. Ein Papa, der sich unheimlich freute, dass alle gekommen waren bis auf Marcella und Volker, dessen Mama es zu diesem Zeitpunkt sehr schlecht ging. Gleichzeitig war Papa unendlich traurig darüber, dass Mama diesen Tag nicht mehr mit ihm hatte verbringen können. Dabei hatte er ihr und mir doch schon vor über zwei Jahren erklärt, dass er nicht Neunzig werden will. Ich bin froh, dass er noch an meiner Seite ist. Auch wenn er langsam müde ist. Des Lebens müde. Irgendwie reicht es scheinbar. Allerdings hoffe ich, dass es wenigstens noch ein bisschen dauert, bis ich dann wieder über den Tod nachdenken muss, der nichts mit meinem Job zu tun hat ❤️

Urlaub gehört auch zum Leben

Oh ja, und dieses Jahr genossen wir ein paar Tage in Ulm nach einer Trauung, übernachteten nach einer Hochzeit in Augsburg, machten ein paar Ausflüge in die Umgegend, gingen auf Mittelalterfeste. Claus fuhr im Januar zum Schneeschuhwandern nach Maria Alm, war im April in Hohenau mit seiner Meditationsgruppe und Ende September in Köln. So schön, dass wir beide uns das jeweils gönnen können 😄 Immerhin war ich ja auch nicht gerade wenig weg. Wenn auch aus beruflichen Gründen. Hätte aber nicht sein müssen, wenn ich nicht gewollt hätte.

Aber selbstverständlich ging es auch gemeinsam in den Urlaub. Ende Juni ging es gemeinsam mit meinem Papa an den Gardasee. Er wollte noch einmal nach Bardolino und von dem Ort Abschied nehmen, wo er immer mit Mama gewesen war. Da Papa länger dort bleiben wollte, als ich auf Grund einer Trauung konnte, fuhren wir getrennt. Ganz ehrlich – ich habe mir schrecklich viele Sorgen gemacht. Immerhin sind es Hunderte von Kilometern. Aber er war superlieb – immer wieder rief er an und erzählte, wo er gerade ist und wo er gerade eine Pause macht. Wir selber waren allerdings so sehr im Stau gestanden, dass wir ihn gar nicht einholen konnten. Ich hatte mich dafür entschieden, dass ich nicht im Hotel von Papa wohnen wollte, denn einen Tag musste ich auch arbeiten, und so hatten wir uns eine Ferienwohnung gemietet. Oberhalb von Bardolino mit Blick auf den See. https://www.casasabina.it/de# war einfach nur wunderschön. Da wird es uns sicher irgendwann noch einmal hin verschlagen. Am Nachmittag ging es dann zu Fuß runter zu Papas Hotel und nach dem gemeinsamen Abendessen und einem anschließenden Eis wieder zu Fuß hoch.

 

 

Im August sollte es auch noch einmal Erholung geben. Wir hatten lange überlegt, was wir machen wollen und im Mai ganz spontan hatten wir uns erneut für Usedom entschieden. Wieder im gleichen Hotel. Diesmal nur ohne vorheriges und nachträgliches Stadtwandern. Unmittelbar nach einer Trauung am Samstag fuhren wir los nach Chemnitz, übernachteten dort (also mehr hätte ich da auch nicht tun wollen ups) und am Sonntagmittag standen wir schon am Strand von Zinnowitz. Selbstverständlich ging es noch am gleichen Abend zur Fischkiste, lecker frischen Fisch essen.

Jeden einzelnen Tag gab es Fisch bei uns… Dafür könnte ich auch fast in den Norden ziehen. Aber wirklich nur fast 🤪 Bereits am Dienstag ging es das erste Mal zum Smutje. Dorthin hatten wir ja bereits letztes Jahr gehen wollen, weil in jeglichen Empfehlungslisten dieses Fischlokal zu finden ist. Damals haben wir keinen Platz bekommen. Dieses Jahr hatte ich aber vorgesorgt, denn ich habe bereits am 18. Mai reserviert. Auch wenn die Chefin damals ziemlich irritiert gewesen war. Dieses Jahr schafften wir es sogar noch ein zweites Mal einen Platz zu ergattern. Falls irgendwer auch vorhat Urlaub auf Usedom zu machen, bitte reserviert euch einen Tisch dort. Suuuuuuuuuuuuuuuuperlecker. Einen Tag besuchten wir meinen lieben Kollegen aus Erlangen, Andreas, auf Rügen und wanderten dort mit ihm und Peter durch Göhren. Ich bin ehrlich, dort ist mir definitiv zu viel los und der Strand zu schmal. Auch wenn ich nicht mehr so der Strandfuzzi bin normalerweise. Und doch: dieses Jahr war ich es. Strandmuschel aufgestellt, reingelegt, geschlafen und viel gelesen. Einfach erholt. Das war so verdammt wichtig, denn die Arbeit war dieses Jahr schon ziemlich herausfordernd gewesen. Zurück ging es dann über Leipzig und auch hier traf ich einen Rednerkollegen. Tobias. Es war ein schöner, lustiger Abend mit ihm dort inmitten der kleinen Kneipen gewesen. Eigentlich wollte ich ja bis inkl. Dienstag, dem 16.08. Urlaub machen und auf dem Rückweg über Tirol bei Peter, meinem früheren Ausbilder und verdammt guten Freund, vorbeischauen. Aber irgendwie hatte ich wohl nicht anständig in meinen Kalender geschaut. Ein Glück, dass ich noch vor der Buchung wenigstens einmal richtig reingeschaut hatte, denn an diesem Tag erwarteten mich eine Trauung und ein Trauergespräch und die Trauung war doch noch nicht geschrieben gewesen. Aber mei, frisch erholt flutscht das auch nachts kurz vor knapp.

Ohne Herausforderungen wäre es auch fad

Jessas, Herausforderungen hatte ich definitiv genug dieses Jahr. Angefangen von meiner Corona-Erkrankung, die ich aus Wiesbaden mitgebracht hatte, mit der ich Claus auch noch angesteckt habe. Und doch, wir beide hatten verdammtes Glück. Ich hatte eine gute Woche Schnupfen und Halsschmerzen und das wars. Auch wenn sich Corona mit einer megaheftigen Migräneattacke nach einem Kundenbesuch ankündigte. So heftig, dass ich nicht einmal mehr Autofahren konnte, sondern mich für eine Stunde in meinem Auto schlafen legen musste. Claus war etwas weniger betroffen. Aber wir hielten uns selbstverständlich an all die Isolationspflichten und blieben mit unsren Hintern zu Hause. Da bei mir allerdings eine Trauerfeier auch am Tag 9 anklopfte, machte ich einen Tag vorher einen Selbsttest. Und scheiße, da war immer noch der zweite Strich. Es blieb mir aber irgendwie nichts andres übrig als diese Rede zu halten. Also hielt ich Abstand ohne Ende. Denn diesen Ort der Trauerfeier hätte ich mir um nichts und null nehmen lassen. Wann darf man denn schon als freie Trauerrednerin in einer Wallfahrtskirche reden. Und die Sammarei ist echt jeden Aufwand wert. Ich war so begeistert, dass mich Claus an seinem Geburtstag noch einmal auf einem unserer Tagesausflüge in Richtung Dictum in Plattling dorthin geschleppt hat.

 

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Jetzt so zwei oder drei Wochen vor Weihnachten hat sich Claus für Corona revanchiert. Er hatte auf einmal solch eine wahnsinnige Erkältung, Grippe, Bronchitis – was auch immer – und steckte mich damit an. Uns beiden ging es echt haudig, wenn wir mal ehrlich sind. Ich hatte null Stimme und hustete ohne Ende (Und das als Rednerin, die Reden halten musste) und Claus blieb das erste Mal, seit ich ihn kenne, freiwillig drei Tage der Arbeit fern und meldete sich krank.

Herausgefordert haben mich allerdings auch teilweise die Menge an Trauer- oder Lebensfeiern, die auf mich einprasselten. Hätten die sich nicht anständiger verteilen können? Mennooooo. In manchen Wochen waren es 5 Stück und mein Anspruch an mich ist einfach jede Feier individuell zu machen. Genau auf den verstorbenen Menschen zugeschnitten. Jedes Mal mit einer neuen Metapher. Mit einem neuen Bild, das die Angehörigen für immer im Herzen tragen sollen. Jedes Mal mit irgendwelchen Erinnerungsstücken, die ich mitgebe. 110 Stück sind es dieses Jahr geworden. Umgerechnet 9,16 Reden pro Monat. Allerdings gab es auch Monate, wo es nur 5 waren und damit andere Monate, wo es sich häufte. Ich will aber nicht meckern, denn ich habe es gewuppt. Und es hat verdammt Spaß gemacht 💪 Auch wenn ich viel Schminke in der Zeit gebraucht habe, um meine Falten weg zu schminken. Dazu kamen ja auch noch von Mai bis Oktober 25 Trauungen. Ob ich wohl bei Douglas Rabatt bekomme für mein it CC+ Illumination, weil ich immer noch so gut aussehe auf den ganzen Fotos, die ich immer bekomme? 🙃

Apropos Fotos

Ich bin ja der festen Meinung, dass wir Frauen mit über 50 einfach jedes Jahr besser aussehen. Und, wehe, irgendjemand behauptet jetzt das Gegenteil. Sindia Boldt ist als Fotografin auch dieser Meinung und sie suchte 40 Frauen über 40. Hey, damit suchte sie eindeutig mich. Und außerdem kenn ich Sindia doch als großartige Hochzeitsfotografin. Es sind bereits letztes Jahr Fotos von mir entstanden, von denen ich niiiiiiiiemals gedacht hätte, dass ich so aussehen kann.  Diesen Juni wurden die Fotos dann ausgestellt im Schloss Hohenkammer und natürlich waren wir alle mit unseren Partnern oder Familien dabei. Schon komisch sein eigenes Foto riesig groß in einer Ausstellung zu sehen. Noch dazu so eines. Jetzt hängt es hier bei uns im ersten Stock. Erinnerungen an eine vergangene Zeit.

 

 

Aber ich dachte mir, schöne Fotos kann ich immer bekommen. Da kam mir das Shootingprojekt von Albin Davidenko mit dem Titel „TwoStories“ gerade recht. Albin machte nämlich Berge an Fotos, während ich ihm eine traurige Geschichte und eine lustige Geschichte aus meinem Leben erzählte. Frag mich bitte nicht, was ich alles erzählt habe. Aber das da ist rausgekommen: https://www.adavidenko.de/?p=6165

 

 

Papa bekommt ja zu Weihnachten immer einen Kalender mit Fotos von mir. Fast immer sind es Fotos von Hochzeiten. Letztes Jahr gab es einen mit den Fotos von Sindia. Dieses Jahr einen mit den schwarz-weißen Fotos von Albin. Wie meinte er bei dem ein oder andren als er sie anschaute? „Das ist typisch Michy.“ Komischerweise immer bei den Fotos, die ich eher untypisch für mich fand. Aber so unterscheiden sich Selbst- und Fremdwahrnehmung 🙈 Aber eines sehe ich auf jedem Foto – MICH(Y).

MICH(Y) habe ich aber auch gesehen auf und in einem Projekt, das mir schon länger unter den Nägeln brannte – ich wollte unbedingt ein Imagevideo haben für meine Grabredner-Homepage.

Damit das aber auch entstehen konnte, habe ich ein Styled Shoot organisiert. So etwas kennt man normalerweise nur aus dem Hochzeitsbereich, wo man zeigen kann, was alles möglich ist. Und hier zeigte ich, wie man auch eine Trauerfeier/Lebensfeier machen kann. Mit ganz vielen richtig tollen Dienstleistern und freiwilligen „Trauergästen“ haben wir in unserem eigenen Garten gezeigt, wie es auch geht. Dass es nicht die Trauerhalle bzw. Aussegnungshalle sein muss, sondern auch im eigenen Garten machbar ist, wenn der Bestatter mitspielt. Hier https://diegrabrednerin.com/alternative-trauerfeier/ siehst du ein paar Bilder davon und auf der Startseite meiner Homepage kannst du dir auch die komplette Rede anhören, wenn du Lust dazu hast. Du findest sie aber auch hier auf Vimeo.

 

 

Vielleicht inspiriert sie dich ja dazu, dass du auch über eine freie Trauerrede/Lebensrede nachdenkst, wenn jemand aus deiner Familie verstirbt.

Ich wurde ganz häufig von Trauerrednerkolleg:innen gefragt und manchmal auch schief von der Seite angemacht, was ich mit so einem Mist will. Ich weiß, was ich damit wollte und was auch ganz häufig ein Buchungskriterium ist mittlerweile ➡️ erklären, wie ICH es mache, vor allem warum und was mich berührt. Und das scheine ich gut erklärt zu haben, denn ich werde immer wieder angesprochen „Ich habe ihre Videos gesehen und genau so wünsche ich mir das auch.“ Und damit habe ich wohl alles richtig gemacht.

Was bedeutet MICH(Y)?

Ich bin definitiv angekommen. Dort, wo sich mein Herz und meine Seele wohl fühlen. Nicht nur in unserem alten Bauernhaus. Etwas anderen Menschen mitzugeben, bedeutet mir mehr als die finanzielle Entschädigung für das, was ich beruflich tue. Anderen etwas schenken zu dürfen. Eine positive Erinnerung im besten Fall. Erst am Donnerstag habe ich das wieder ganz deutlich gemerkt. Einer der Hospizbegleiter aus meinem Hospizverein war verstorben und wurde am Donnerstag in Bruckberg im Trauerwald beigesetzt. Und es sprach ➡️ NIEMAND. Es spielte keine Musik und er wurde einfach still beigesetzt. Das tat mir so unendlich leid. Für ihn. Für seine Familie. Auf dem Weg in Richtung Auto sagte ich daraufhin zu einem der Koordinatoren „So möchte ich nicht mehr, dass einer unserer Hospizbegleiter gehen muss. Außer die Familie wünscht es sich genau so. Bitte bietet mich jeder Familie eines verstorbenen Hospizbegleiters als freie Trauerrednerin an. In diesem Fall arbeite ich auch kostenfrei bis auf Fahrtkosten.“ Einfach so, weil es aus dem Herzen kam.

Klar, die finanzielle Seite muss auch stimmen. Schließlich wollen Finanzamt, Krankenkasse, Vermieter usw. Geld von mir und mein Auto braucht Sprit. Und ja, diese Seite stimmt. Etwas, was ich mir 2019 in meinem ersten Jahr als vollselbständige freie Rednerin noch nicht wirklich vorstellen konnte. Aber bis jetzt habe ich in meinem Leben immer mein Leben finanzieren können. Manchmal waren halt einfach nur kleinere Brötchen drin.

Mich bedeutet aber auch, dass mich negatives Feedback persönlich angreift. Mich verletzt. Mir weh tut. Dieses Jahr hatte ich zum ersten Mal ein Brautpaar, das mich extrem kritisiert hat nach der Trauung und auch zwei Gäste dazu aufforderte mir eine Ein-Stern-Bewertung und eine Zwei-Stern-Bewertung deswegen auf Google zu hinterlassen. Hätte ich nur damals auf mein Bauchgefühl gehört als wir unser Kennenlerngespräch führten 🤐 Ich gebe zu, dass mich diese beiden Bewertungen und auch die Rückmeldung des Brautpaars ziemlich angefressen haben. Zwei Wochen lang habe ich echt überlegt, ob ich das, was mir aus dem Bauch und Herzen im Seminar in Wiesbaden rausgerutscht ist – nämlich ab sofort keine Trauungen mehr zu machen – sofort umsetze. Egal, ob ich dieses Jahr nach dem Seminar noch entschieden hatte, in 2023 und 24 maximal jeweils 10 Trauungen zu halten. Aber ich habe es nicht gemacht, weil bereits das Brautpaar danach wieder total begeistert war. So wie die Angehörigen bisher auch. Noch nie habe ich ein negatives Feedback bekommen. Egal, wie schwierig die Umstände waren. Egal, wie wenig mir über einen Menschen erzählt wurde. Egal, wie wenig ich davon dann sogar noch verwenden durfte. Egal, wie extrem herausfordernd dann das Schreiben dieser Rede war.

Wie meinte Papa dieses Jahr Weihnachten? „Ich freue mich sehr, dass du dich jetzt auch in diese Richtung deiner Mutter entwickelt hast. Denn sie hat doch jedem geholfen.“ Ja, stimmt. Ich bin weicher geworden. Allerdings hat man mir das die letzten Jahre auch öfter vor Augen halten müssen, dass ich das gerne sein darf. Und zuletzt war es Sarah, die in Wiesbaden zu mir sagte „Du hast so eine weiche Seite. Zeig sie auch.“. Als ich heute aus Spaß an der Freude mittels einer KI Avatare erstellt habe von mir, habe ich einige Fotos gefunden, die genau das zeigen ❤️Irgendwie wussten es alle – bis auf mich 😂

 

Zahlen, Daten, Fakten

Das war mein Jahr 2022 in Zahlen, Daten und Fakten:

Die Hochzeiterin ➡️

Gehaltene Trauungen: 25

Weiteste Entfernung zu einer Trauung: 241 km einfach (kürzeste Strecke lt. Google)

Ungewöhnlichste Trauung: Mittelaltertrauung mit Axtübergabe und lauter gewandeten Gästen und gewandeter Rednerin und gewandetem Fotografen

Anzahl der Gäste insgesamt: ca. 1.900

Instagram:

Insg. 892 Beiträge (2020: 813, 2021: 852)

1.983 Follower (2020: 1.882, 2021: 1966)

Facebook:

1.794 Personen gefällt das (2020: 1.761, 2021: 1.770)

Die Grabrednerin ➡️

Gehaltene Trauerreden/Lebensreden: 110

Weiteste Entfernung zu einer Beisetzung: 121 km einfach (kürzeste Strecke lt. Google)

Suizide: 4

Sternenkinder: 4

Transgender: 1

100-Jährige: 1

Instagram:

Insg. 372 Beiträge (2021: 184 in 2021, 2020: 70)

997 Follower (2020: 206, 2021: 622)

Facebook:

555 Personen gefällt das (2021: 449, 2020: 343)


auf mein Auto gefahrene Kilometer: 44.231

Mein Ausblick auf 2023 – wie das wohl wird?

Die letzten Jahre habe ich immer ein einziges Wort genannt, das für mein folgendes Jahr steht. Ich habe zwar eines gefunden und zwar „Zukunft“ und es bedeutet Zukunftsgestaltung und Zielausrichtung. Schließlich bin ich die Schöpferin meiner Erfahrungen und meiner Realität. Und damit bin ich wieder ganz am Anfang dieses Jahresrückblicks. Wo wohl? Beim Mindset 😇

Aber als ich vorhin so durch mein Instagram gesurft bin auf der Suche nach dem Ort für das Seminar von Sabrina Scheuerling, stolperte ich über einen Post von ihr: „Anstatt zu sagen: Nächstes Jahr wird mein Jahr, beantworte doch die Frage dahinter. Was muss denn passieren, damit du am 31.12.2023 sagst: Das war mein Jahr!“. Und das hier war meine Antwort: „Dass ich endlich „Oh happy day“ (ihr Workbook) anfange und auch zu deinem Workshop-Wochenende fahre, meine Arbeitszeit zum Schreiben einer Rede reduziert wird (das schreit schon wieder nach dem nächsten Seminar – Wer bietet sowas an?), ich mehr neue Trauerredner:innen ausbilden darf als dieses Jahr, ich wirklich jedes Wochenende oder wenigstens ein Mal bei meinem Papa bin, wir endlich Urlaub in Schottland machen, ich so 2 oder 3 Kilos von meinen Hüften losbekomme, durch mehr Bewegung, ich gesund bleibe, der ein oder andre spontane Kurzurlaub machbar ist, ich den Speicher wenigstens zu einem Drittel aussortiere und mein Papa auch 2023 noch komplett mir mir/uns erleben darf.“ Und ich ergänze jetzt noch: „Dass wir den Küchenschrank endlich komplett abschleifen und in die Küche stellen und die Terrasse verschönern.“

Was muss denn in deinem 2023 passieren, damit DU am Ende des nächsten Jahres sagst „Das war mein Jahr!“?

Egal, was du dir vornimmst ➡️ ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Konfetti und Glitzer im neuen Jahr. Notfalls hilft dir sicher auch der Locher weiter, falls das Konfetti ausgeht. Möge es unzählige Momente in 2023 geben, die dich staunen lassen und dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Bleib gesund und freu dich auf jeden einzelnen Tag, der jetzt vor dir liegt. Denn wie sagte schon Karl Valentin? „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“  Und genau das Gleiche gilt auch, wenn die Sonne scheint oder es mal nicht so dolle aussieht.

 

 

Alles Liebe und fühl dich gedrückt

Michaela

Freie Trauerrednerin, freie Lebensrednerin

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