Ein kleiner Tipp zum Anfang
Bevor du jetzt anfängst meinen Jahresrückblick zu lesen, habe ich eine riesige Empfehlung für dich 😂 Nimm dir ne Decke, in die du dich einkuschelst, mindestens einen Liter zu trinken (am besten was Alkoholisches, sonst erträgst du die Menge an Text vielleicht nicht) und das eine oder andre zum Knabbern. Mach es dir gemütlich und dann lass dich ein auf ganz viel, was ich so zu erzählen habe. Schließlich hatte das Jahr 2020 ja 366 Tage, über die berichtet werden will 😉
Und stell dich bitte darauf ein, dass es teilweise sehr, sehr persönlich wird. Auch, wenn du das hier vielleicht niemals erwartest hättest. Ich freue mich trotzdem darüber, wenn du bis zum Ende liest. Auch wenn es schon fast Romanlänge hat – sind immerhin 11.225 Wörter 💪 Aber du weißt ja eh, dass ich beruflich eine Geschichtenerzählerin bin. Dann darf ich auch meine eigene Geschichte des Jahres 2020 mit ganz vielen Wörtern erzählen oder nicht? 😉
Jede gescheite Geschichte braucht einen Anfang – auch ein Jahresrückblick
Mein Jahr 2019 stand vollkommen unter dem Motto „Veränderung“ und ich hatte die große Hoffnung, dass ich dieses Silvester schreiben kann: „Was war 2020 nur für ein geiler Scheiss 😍“ Ich glaube, am liebsten würde ich ja jetzt draus machen „Was war 2020 nur für ein Scheiss 😷“. Aber so einfach kann man das gar nicht behaupten. Und das ist auch gut so 💪
Auf der einen Seite war dieses Jahr jetzt eins der Besten, das ich mir hätte vorstellen können. So viel Zeit mit und für den Partner und natürlich auch für die Eltern habe ich noch nie gehabt. Grad jetzt, nach Mamas Sturz und Operation und der totalen Bettlägrigkeit, kommt die vorhandene Zeit wie gerufen. Außerdem hatte ich viel Zeit nachzudenken, was mir wirklich wichtig ist. Was mir gut tut. Welche Menschen es mir eben nicht mehr tun.
Und natürlich hat mich dieses Jahr 2020 mit dem doofen C-Wort auf den Boden der Tatsachen gebracht. Hat mich zweifeln lassen. Weinen lassen. Mich finanziell echt auf Null runtergebracht. Überlegungen, wie „Ich sollte mir doch wieder einen Job suchen.“ wurden angestellt, zur Ausführung mit Bewerbungen gebracht und doch innerlich verworfen. Weil ich es nicht mehr bin. Weil mich genau das, was ich jetzt mache, glücklich und zufrieden macht. Auch wenn mein Geldbeutel das nicht wirklich ist. Aber hey, scheiss drauf 😇
Wir sind gesund durch dieses Corona gekommen bis jetzt und das ist definitiv mega. Und ich bin froh, wenn endlich der Impfstoff da ist und man die Möglichkeit hat, sich impfen zu lassen. Wobei ich definitiv nicht für eine Impfpflicht bin. Auch wenn „Sie dürfen nur nach xyz reisen, wenn sie geimpft sind.“ oder „Auf der Großveranstaltung abc werden Tickets nur nach Nachweis eines aktuellen negativen Coronatests oder eines Impfnachweises verkauft.“ schon sehr in die Richtung geht. Ich hab mich auf jeden Fall entschieden, dass ich mich impfen lasse. So!
Ja, ich habe es vermisst nicht mehr reisen zu dürfen bzw zu können. So gern wäre ich nach Schottland mit Claus. Aaaaaber: so wurde kein nicht vorhandenes Geld ausgegeben. Ist doch auch verdammt viel wert oder nicht?
Und weil das Jahr 2020 so unheimlich geerdet hat und mir wieder bewusst wurde, wofür ich alles wirklich dankbar sein kann, sag ich doch „“Was war 2020 nur für ein geiler Scheiss 😍“
Schließlich konnte ich ja auch all meine Silvestervorsätze von diesem Jahr umsetzen 😂:
Meine persönlichen Vorsätze fürs Neue Jahr (niedergeschrieben am 01.01.2020):
- Ich werde Alkohol in den richtigen Momenten weiterhin genießen …
- Ich werde die Liebe leben und lieben…
- Ich werde Schokolade oder sonstiges gutes Essen auch weiterhin in mich hineinstopfen, wenn meine Seele es nötig hat …
- Ich werde Menschen, die ich im letzten Jahr doof fand, auch in diesem Jahr doof finden…
- Ich werde Menschen, die ich letztes Jahr geliebt habe, auch in diesem Jahr lieben…
- Ich werde weiterhin nachts aufstehen und meine Reden schreiben…
- Ich werde jeden Morgen mit einem Lächeln aufstehen und den Tag damit begrüßen…
- und ich werde definitiv so bleiben, wie ich bin und mich nicht für andre Menschen ändern, sondern, wenn überhaupt, nur für mich …
Zusammengefasst kann ich mein Jahr 2020 mit folgendem Zitat von Esaias Tegnér betiteln: „Der Wille ist des Menschen höchste Kraft.“ Lange habe ich überlegt, ob es für dieses Jahr überhaupt die richtige Betitelung gibt. Und dann fiel mir eine Karte eines Seminarbesuchs im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße. Genau eben mit diesem Zitat. Deutlicher geht ja wohl nicht, oder? Und mein Wille ist definitiv meine höchste Kraft, das weiß ich schon seit sehr, sehr vielen Jahren.
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Aber jetzt geht es los mit meinem persönlichen Rückblick auf das Jahr 2020
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Endlich bin ich angekommen – Rutting, unsere neue Heimat
Mein großer Traum war schon seit einer längeren Zeit ein altes, renoviertes Bauernhaus mit einer großen Scheune. Die ursprüngliche Planung dahinter war, dass ich genau in dieser Scheune Hochzeitsfeiern anbieten könnte gemeinsam mit dem einen oder andren Caterer. Claus wusste davon und sagte letztes Jahr nur „Dann schau halt mal, ob du was findest.“ Also habe ich in einer Sammelsuchmaschine namens Trovit einen Suchauftrag geschaltet mit „Bauernhaus, Bayern“ und habe gewartet, was da kommt. Und ich kürze jetzt einfach ab – im August haben wir uns das Traumbauernhaus schlechthin angeschaut 🥰 Wenn auch in der Nähe von Vilsbiburg. Ist nicht gerade um die Ecke, wenn beide Personen in oder um München rum arbeiten. Nachdem wir uns noch andre Objekte anschauten und immer das Problem eine nicht vorhandene oder nicht nutzbare Scheune war, haben wir uns nach einem zweiten Besichtigungstermin doch für diesen Traum gemeinsam entschieden. Ein Schritt, den wir uns vor mittlerweile sieben Jahren niemals hätten vorstellen können. Dann ging es erst noch nach der Mietvertragsunterzeichnung nach Namibia und Botswana und kaum waren wir am 3. November wieder da, wurde mit Vollgas gearbeitet. Schließlich wollten eine 110qm-Wohnung und eine 90qm-Wohnung leer gemacht werden. Am 11. Dezember des letzten Jahres war es dann endlich soweit. Wir zogen ein ❤️ Nix mehr Oberbayern, Niederbayern war es jetzt. Eine Sprache, die glücklicherweise hier noch nicht ganz so tragisch ist.
Die ersten Monate des Jahres 2020 waren wir mit Kartons wegräumen (und nein, ich habe noch immer nicht alle Kartons beseitigt – es stehen noch ganz viele davon im Gewölbe rum) und Eingewöhnen beschäftigt. Und was macht man, wenn man Mitte Januar eines Sonntags „nix zu tun hat“ und keinen Bock auf Kartons auspacken? Man äh in dem Fall frau streicht die Küchenfronten Nach längerer Diskussion über die Farbe habe ich unsere gebraucht gekaufte Küche in einem ganz hellen graustichigen Blau gestrichen. Ein Glück, dass es die ganzen genialen Kreidefarben von Painting the Past gibt 😍 Sie sieht einfach nur traumhaft schön aus. Auch wenn wir auf Grund der geringen Raumhöhe keine Oberschränke haben. Aber hier sind wir noch auf der Suche nach einer Alternative. Genauso, wie noch die eine oder andre Lampe fehlt. Noch hängen immer viele der Einzugsglühbirnen an der Decke. Immerhin haben wir jetzt endlich seit einer Woche eine richtig helle Deckenlampe im Büro 🎇
Claus war zwei Mal in der Woche im Büro in München und dann war ich allein daheim. Waaaah… so ein altes Bauernhaus knarzt, das ist der Hammer. Und irgendwie klingelte es auch des Nächtens ein paar Mal. Ob ich da irgendwie Bammel bekam? Ich gebs zu – ja. Bekam ich. Und das, obwohl ich zwölf lange Jahre als Security gearbeitet habe und da absolut schissfrei war. Trotzdem genoss ich die Tage, wenn ich allein war und ich genoss auch die Tage, wenn Claus zu Hause war. Wir wurden endlich nach knapp 5 Jahren Beziehung ein richtig eingespieltes Team 🥰
Gemeinsam gingen wir viel spazieren im wunderschönen Vilstal. Erkundeten die unmittelbare Umgebung, schufteten im Garten. Ich wollte unbedingt ein oder zwei Hochbeete haben. Die haben wir jetzt aber trotzdem noch nicht. Das wird aber 2021 ein Projekt von uns beiden.
Dann war auf einmal der berühmt, berüchtigte März 2020. Dieser doofe Virus ging um sich und der Arbeitgeber von meiner besseren Häfte entschied, dass die Leute bei denen es ging, von zu Hause aus arbeiten können. Ein Glücksfall ☺️ Wir hatten auf einmal ganz schrecklich viel Zeit miteinander und füreinander. Obwohl wir beide arbeiten mussten. Aber es fiel einfach die ganze Fahrerei weg. Ich habe es genossen. Claus fing an unser riesiges Grundstück mit der Sense zu mähen und ist dazu jeden Morgen früh aufgestanden und war draußen. Ich selber war da viel fauler. Gebe ich zu. Mittags wurde gemeinsam gegessen, Abends ebenso. Das hatten wir früher immer nur am Wochenende gehabt. So wohl habe ich mich noch nie irgendwo gefühlt. Sogar unsere Orchideen blühlten wie wild. Die kleinblättrige, weiße mittlerweile mit einer Minipause bereits seit einem Jahr 🥰
Die unmittelbaren Nachbarn sind einfach nur ein Traum: der Vermieter Franz hat eine Autowerkstatt, in der Claus seinen alten A2 super aufgehoben weiß und ich krieg superschnell und unkompliziert dort meine Reifen gewechselt. Die Vermieterin Heidi war im September wieder einmal mit ihrer Tochter spazieren und da begegneten wir uns draußen auf der Straße und sie meinte nur „Soll ich euch Steinpilze mitbringen? Ich mag mittlerweile keine mehr, aber ich sammel sie doch so gern.“ Und das Ergebnis? Gute 3 kg Steinpilze vom Feinsten, die jetzt teilweise noch im Gefrierschrank liegen und auf ihren Einsatz warten. Der andre Nachbar Werner mäht einen Teil unsres Rasens mit, der andre – Martin – ist die Anlaufstelle für all unser Grüngut. Dort können wir es ohne Probleme abladen, denn er verfüttert es an seine Kühe oder verarbeitet es anderweitig auf seinen Feldern. Außerdem beschenkte er uns mit einem großen Baumstamm, den er und Claus zu einer Sitzbank vor dem Haus herrichteten. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich gerne mit Ihnen jetzt nach der getanen Feldarbeit einmal gefeiert hätte. Aber da kam uns ja dieses doofe C-Wort wieder in die Quere.
Wir haben massig Bäume mit Obst und ähnlichem in unserem Grundstück stehen. 3 Birnbäume, 1 Walnussbaum, 3 Apfelbäume, 2 Zwetschgenbäume, 2 Holunder, 1 Haselnuss (den andren haben wir uns von Martin mit einem Frontlader rausreißen lassen, weil er einfach nur noch haudig aussah). Und was macht man mit den ganzen Früchten? Kann man ja nicht einfach so verrotten lassen. Ich war heilfroh, dass es solche Internetseiten oder Apps wie Chefkoch.de und viele andre gibt. Ich habe eingekocht und Marmeladen gemacht gefühlt ohne Ende. Langsam, aber sicher entwickle ich mich scheinbar doch noch zu einer Hausfrau 🥧.
Jetzt im Herbst genießen wir wieder unseren Schwedenofen. Abends, wenn es einfach bäh und nasskalt ist, dann wird eingeheizt bei uns und dann sitzen wir gemütlich gemeinsam auf der Couch und schätzen es, was wir hier vom Universum „geschenkt“ bekommen haben. Auch wenn ich einen Fahrtweg von 93 km einfach ins Büro habe und zu meinen Eltern ganze 125 km, ich möchte hier nie wieder weg. Hier ist die Welt echt noch in Ordnung. Jeder hilft sich.
Ach, und über eins bin ich gerade jetzt wegen diesem Jahr mit Corona echt heilfroh. Darüber, dass die große Scheune, die zwar auf unserem Grundstück steht, uns nicht gehört, sondern weiterhin vom Vermieter genutzt wird. Das hätte jetzt finanziell echt reingeschlagen. Und außerdem hab ich noch einmal darüber nachgedacht, ob ich wirklich hier ganze Hochzeitsfeiern hätte machen wollen und ich hab mich dazu entschieden, dass ich mir diesen Stress nicht antun will. Nur eines werde ich trotzdem anbieten, wenn Interesse besteht ➡️ ich werde unseren Gewölbesaal für freie Trauungen anbieten.
Juhu, Hochzeiten ❤️ Oder etwa doch nicht?
Ich bin am 01.01.2020 in dieses neue Jahr gestartet mit dem Wissen, dass ich 36 Brautpaare glücklich machen darf und meine Teamkollegin Marion auch gleich noch mal eine gute Handvoll. Ein richtig gutes Gefühl war das. Endlich wieder Hochzeiten ❤️ Auch wenn keine davon in unsrem Gewölbesaal geplant war. Und es auch spontan nicht dazu kam.
Am 1. Februar war es endlich soweit. Zum ersten Mal seit wieder längerer Zeit nach der Hochzeitspause ging es in die niederbayrische Umgebung von uns, um eine freie Trauung zelebrieren zu dürfen. Mit Herzklopfen bin ich dorthin gefahren, denn es ging endlich wieder los 😍 Ich durfte endlich das wieder tun, was mir jedes Mal so einen Adrenalinschub vor Glück verpasst, dass einem ganz schwummrig wird. Und es war dann auch noch eine Location, die mir komplett unbekannt war, aber die so großartig war, dass ich echt hin und weg war. Seitdem habe ich den Thalhauser Hof in Landau an der Isar auch auf dem Schirm. Außerdem durfte ich zwei Menschen trauen, die mit einem Hammer umgehen können und deswegen wurde dann auch als Trauritual ein Herz genagelt, welches die Gäste mit den Seil vom Ringwarming so lange umwickelt haben, bis ein richtig tolles Herz auf einem dicken Holzbrett zu sehen war. Ahhh… schöner hätte sie gar nicht beginnen können, die Hochzeitssaison 2020 von mir als freie Traurednerin 💖
Gleich zwei Wochen später das nächste tolle Paar. Diesmal endlich mit skop Hochzeitsfotograf München. Wir „kennen“ uns schon ewig lang und doch haben wir noch nie zusammen arbeiten dürfen. Was waren wir beide gespannt. Und wenn ich mir die Bilder anschaue, dann bin ich immer noch total begeistert. Und die Woche drauf ging es auch gleich weiter… Im mittlerweile schon total häufig besuchtem Harners Wirtshaus in Sixtnitgern. Da, wo dieses Jahr dann später noch einmal als Traurednerin für ein Brautpaar da sein durfte.
Und dann Mitte März hatte ich eine Herzensangelegenheitstrauung von mir. Andy und seine Heidi. Andy hat mir immer und immer wieder bei meinen Umzügen geholfen und wie er mich nach einer Location fragte, hatte ich ihn gefragt, was er denn von einer freien Trauung hält. Die würde ich ihm gern schenken, dafür dass er immer da war und geholfen hat. Nach einem kurzen Abklären mit seiner Liebsten war klar – diese Trauung werde ich halten. Eine wunderschöne kleine, liebevolle, von Herzen dekorierte Familienhochzeit mit ein paar Freunden und einer Tochter, die auch noch Harfe während der Trauung spielte. Awwww… soooo schön 😍
Und dann tat es einen Knall…. Corona…. Katastrophenfall in Bayern… Kontaktsperren 🤮 Auf einmal war diese glückselige Blase bei mir erst mal geplatzt. Aber ich hatte ja im April keine geplanten Hochzeiten. „Bis Mai ist das sicher wieder vorbei!“ hatte ich mir noch gedacht. Denkste. Die erste Maihochzeit, die ich wieder hätte haben sollen, sagte komplett ab. Weil sie genervt waren und außerdem war ihnen das Datum unheimlich wichtig. Ich machte mir sogar noch die Wahnsinnsarbeit, schrieb die Rede fertig, schickte ihnen ein Aufmunterungspaket, was sie am Tag ihrer Trauung hätten verwenden sollen und wollte ihnen die Rede online lesen. Damit sie wenigstens ein wenig Hochzeitsfeeling haben. War ja schließlich der erste Hochzeitstag von ihnen, denn sie hatten genau ein Jahr zuvor standesamtlich geheiratet. Deswegen musste es ja genau dieser Termin sein. Und am Tag vor der geplanten Onlinetrauung kam eine Mail mit folgendem Text „Liebe Michaela, wir haben gestern dein Packet erhalten, das ist total nett und lieb, wieviele Gedanken du wir gemacht hast, danke dir dafür! Jedoch muss ich dir für morgen absagen. Dieser Tag ist für uns nicht unbedingt ein Tag, den wir feiern wollen.“ Irgendwie wie ein Schlag in die Magengrube. Aber dann mach ich halt weiter wie geplant. Michaela ist ja ein Stehaufweiberl. Und der Wille ist des Menschen höchste Kraft.
Mai und Juni wurden die Hochzeiten alle verschoben. Wobei der Juni eh recht wenig gebucht war – eigentlich hatten wir nämlich in den Urlaub fliegen wollen nach Schottland. Glücklicherweise verschoben meine Brautpaare teilweise auf den Herbst 2020 und einige bereits ins neue Jahr. Ich fragte mich immer wieder, ob ich doch noch ein Psychologiestudium anfangen sollte, so oft wie ich hier Tränen trocknen durfte. Immer und immer wieder klingelte das Telefon oder kamen die Mails oder WhatAppen von Brautpaaren bzw. meistens den Bräuten, was sie denn tun sollen. Ich habe immer ans Gute geglaubt und habe gesagt „Wir werden schon wieder feiern dürfen. Macht euch mal noch keinen sooo großen Kopf. Das kriegen wir hin.“ So im Nachgang darf ich gar nicht drüber nachdenken, wie blauäugig das manchmal alles war. Aber meine Brautpaare hatten fast alle Vertrauen in meinen Optimismus gehabt. Und mit diesem Optimismus habe ich dann auch noch am 9. Juni bei „Stand for love“ in München mitgewirkt. Eine Demo von uns Hochzeitsdienstleistern mit Abstand und Disziplin, um auf uns aufmerksam zu machen. Eine Demo deutschlandweit mit ca. 500 Hochzeitsdienstleister in 11 Städten, die eben still, mit Abstand, ohne Gäste, aber einsatzbereit, auf die Hochzeitsbranche aufmerksam gemacht haben. Wir standen bzw. stehen immer noch (passend zum damaligen Wetter in München) im Regen und mit dem Rücken an der Wand und viele von uns vor der Insolvenz. Es wurde einfach Zeit, dass wir von der Politik beachtet werden. Es ging schließlich um eine Branche, in der wir Dienstleister diesen Sommer viel Geld verdient hätten, wenn die Brautpaare nicht verschoben oder storniert hätten. Denn so, wie die Politik es vorgeschlagen hatte, wollten die Brautpaare ihren Tag nicht feiern. Es war einfach klar „Es muss dringend etwas geschehen.“ Und doch kamen von Freunden von mir folgende Aussagen dazu: „Diese Zeiten sind für niemanden von uns wirklich lustig, die meisten von uns haben finanzielle Einbußen, aber ich habe keinerlei Verständnis für Demos jeglicher Art in Corona Zeiten.“ Diskussionen, die ich nicht führen wollte.
Aber wir waren vorher schon aktiv, denn am 9. Mai rief mich Torsten Friedrich an, ein superlieber Traurednerkollege, mit dem ich gerne zusammenarbeite und befreundet bin. Nachdem er dieses Jahr versucht hatte in Kaufbeuren in den Stadtrat zu kommen, hatte er natürlich auch Politik im Blut. Und nachdem auch Torsten für Hochzeiten brennt, war es klar, dass beides bei ihm zusammenkam. Und er meinte, was ich von einer Petition hielte, wo wir der Politik einen Vorschlag machen würden, wie Hochzeiten a) zu kontrollieren wären und b) gefeiert werden könnten. Bereits eine Woche nach unserem ersten Brainstorming stand die Petition und jetzt ging es ans Teilen wie wild. Und ja, ich merkte, dass gerade die Dienstleister aller unterschiedlicher Couleur uns gegens Schienbein traten und uns für völlig „bescheuert“ erklärten. Kurzum: die Petition wurde ab dem 17. Mai zwar gut und viel unterschrieben und auch viele Kommentare dazu geschrieben, aber letztlich reichte die Anzahl nicht aus, sie offiziell zu übergeben. Aber Torsten hat ja gute Connections zu ganz vielen Politikern und so hatte er bereits, als wir anfingen die Petition zu teilen, diese auch schon weitergegeben. Am 26. Juni existierte auf einmal ein „Hinweisblatt für Hochzeitsfeiern“ vom Bayrischen Staatsministerium. Mit exakt den Inhalten, die wir gefordert hatten. Ein Jubelschrei ging durch Torsten und mich… Wahrscheinlich so laut, dass man uns bis Timbuktu gehört hat. Eine Welle der Erleichterung für uns Hochzeitsdienstleister und in erster Linie für all unsere Brautpaare ❤️ Zwei Wochen später sand mir Torsten eine WhatsApp mit folgenden Worten „Hab gerade erfahren, dass unsere Petition Diskussionsgrundlage für die bayerische Hochzeitsentscheidung war. Unser Bundestagsabgeordneter hatte wohl schon den Entwurf an entsprechende Stellen und Personen weitergeleitet. Heute sagte er nur „Habt ihr gut gemacht!““ Ein wahnsinniges Lob für unser Tun.
Und endlich durfte es weitergehen mit Hochzeiten und freien Trauungen ❤️ Am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, ging es endlich wieder los. Eine Trauung bei mir an meinem Heimatsee. Am Starnberger See in Leoni. Grad mal 2 km von meinen Eltern weg. Dann hatte ich noch zwei Verschnaufwochen und dann ging es rund. Jedes Wochenende eine bis zwei Trauungen. Ich war in meinem Element 💪 Am 2. Oktober war ich wieder am Starnberger See. In genau der gleichen Location. Mit einem total süßem Susi-und-Strolch-Nudel-Ritual von einem Deutschen und einer Chinesin. Und mit einem Fotografenpärchen, mit dem ich befreundet bin und mit dem ich ebenfalls total gerne arbeite – Claudia und Andy von Mokati. Ich hätte nie gedacht, dass das auch meine letzte Trauung und Hochzeit in diesem Jahr 2020 sein würde. Kurz danach im November war es dann endgültig klar, dass das Jahr 2020 keine weitere Hochzeit mehr bieten würde. Ein schönes und doch trauriges Ende, das so einfach nicht hätte sein dürfen. Meine freien Trauungen waren doch schließlich noch bis Ende November eingeplant. Was sollte denn das?
Wenn ich jetzt so beim Schreiben von meinem Jahresrückblick 2020 darüber nachdenke, dann darf ich mich gar nicht beschweren. Ich durfte trotzdem ganz viele Brautpaare glücklich machen mit einer freien Trauung. Ganz viele meiner KollegInnen hat es viel härter erwischt. Da wurde storniert, verschoben auf 2022 oder auf unbestimmte Zeit. Ich kann da nur „Danke“ sagen an meine Paare, dass sie mir so viel Vertrauen geschenkt haben und weiterhin schenken. Danke, dass ich eure freie Traurednerin sein durfte und darf 🙏
Ein Jahr mit einer Achterbahn 🎢 an Gefühlen. Mit Hoffen, Beten, ans Gute glauben, Hoffnung schenken, Selbstzweifel, Wut, Begeisterung, Glück und Traurigkeit. Ein Jahr, was ich so nicht mehr erleben möchte. Aber ebenfalls ein Jahr, in dem ich gelernt habe, zu was ich fähig bin. Und wenn es nur zu dem ist, dass ich meinen Brautpaaren ganz viel Hoffnung schenken konnte 🥰
Corona, so ne Scheiße 🤮
So ein bisschen kam ich ja bereits im vorigen Abschnitt auf Corona zu sprechen. Aber Corona war mehr, als nur abgesagte Hochzeiten oder ein grottenschlecht schmeckendes Bier. Corona war ganz viel Angst um meine Eltern. Beide sind doch über 80, herzkrank bzw. krank mit COPD. Also definitiv Risikopatienten. Beide habe ich bis heute seit März nicht mehr in den Arm genommen. Beide habe ich nicht mehr geküsst seitdem. Viel zu viel Angst auf beiden Seiten. Ich vermisse es. Von ganzem Herzen.
Aber vielleicht hat es dieses Virus, dieses Corona, einfach gebraucht, damit wir Menschen einmal umdenken. Einmal nachdenken über „Was ist uns eigentlich wirklich wichtig?“ Dabei gibt es genau zwei Dinge, die wichtig sind: einmal an sich selber und über sich zu denken und zum andren auch endlich den Partner mal wieder mit einzubeziehen. Einfach mal mit ihm wieder über Dinge zu reden, die einen beschäftigen und triggern. Einfach mal wieder Sachen auszuräumen oder einfach gemeinsam auf der Couch zu sitzen, zu lachen, sich vorzulesen, miteinander Spiele zu spielen. Und nicht nur sich anzustarren und für sich allein zu sein oder sich mit seinem Handy zu beschäftigen.
Am 23. März habe ich einen langen Post auf Facebook gemacht, der da lautete:
„Meine Güte – ich, die ich immer extrem positiv denkend bin, die nichts auf Dauer umwirft, die sofort immer ihr Krönchen richtet, wenn sie hingefallen ist, die auch der Corona-Krise ganz viel Positives abgewinnen kann – ich kann irgendwie nicht mehr wirklich schlafen.
Gar nicht so sehr, weil ich Angst davor habe, selber irgendwann doch mit dem Virus angesteckt zu werden, sondern weil ich viel mehr Angst davor habe, in was wir uns gerade in der Masse hineinkatapultieren. Anstecken werden wir uns irgendwann alle mit dem Virus, so wie jeder von uns auch schon einmal eine Grippe gehabt hat. Brauchen wir das ja wahrscheinlich auch, damit unser Körper Antikörper bilden kann. Und wenn wir Glück haben, dann gibt es zum Zeitpunkt unserer eigenen Ansteckung vielleicht schon Medikamente oder Impfmittel dagegen. Das hoffe ich auf jeden Fall mal für mich und die mir am Herzen Liegenden.
Auf der einen Seite rufen wir alle nach Ausgangssperren oder Ausgangsbeschränkungen, damit eben das Virus eingebremst werden kann. Da bin ich auch dabei. Und dann überlege ich weiter – ja, ich sitze hier im ländlichen Weiler irgendwo in Niederbayern glücklicherweise nicht alleine im Haus, sondern habe einen Menschen an meiner Seite, mit dem ich reden kann, mit dem ich lachen kann, dem ich vorlesen kann, der meine Sorgen ernst nimmt, der mich versteht, mit dem ich mich in unseren schönen Garten setzen kann oder auch irgendwo in den Wald spazieren gehen kann, wo uns sonst keiner über den Weg läuft.
Aber was ist denn mit den ganzen Menschen, die niemanden haben? Die jetzt noch einsamer sind, wie vorher? Die vielleicht alt sind, behindert oder krank und damit zur Risikogruppe gehören, die auch nicht einfach mal raus können und das schöne Wetter genießen? Die einer sozialen Schicht angehören, wo sie sich sowieso schon von den andren Menschen zurückgezogen haben? Nicht jeder ist ein Social Media-Freak so wie ich. Nicht jeder will sich der ganzen „Welt“ mitteilen. Nicht jeder hat jemanden, der ihm zuhört und seine Sorgen versteht. Einen, der Mut macht, der einem Kraft schenkt. Der einem einfach auch mal in eine andere Richtung denken lässt. Wie gern würde ich diesen Menschen etwas von meiner Kraft abgeben. Diese Menschen werden sich wahrscheinlich noch viel mehr abkapseln, wie bisher. Diese Menschen vermisst irgendwie keiner. Wer von uns wird sie denn vermissen? Wie schrecklich ist das zu wissen und zu fühlen. Ich weiß nur eins, ich vermisse meine Eltern und ich hoffe, dass ich sie gesund wiedersehen darf.
Da gibt es Berge von Posts von Brautpaaren, die sich jetzt aufregen, weil ihre Hochzeit nicht stattfinden kann. Sicher ist es toll, mit Freunden und Familie zu feiern. Aber will ich wirklich alle einer Gefahr aussetzen? Will ich egoistisch sein? Nur wegen einem Fest? Es geht doch nur um eines – um die Liebe zu einem andren Menschen. Die kann ich auch ganz alleine mit ihm feiern. Und später, wenn irgendwann alles überstanden ist, mit all den Menschen teilen und feiern, die einem am Herzen liegen. Und bis dahin gehe ich vielleicht mit WhatApp-Video live und zeige so den Kuss und Ringtausch im Standesamt oder auf der Wiese irgendwo, wo ich einfach nur ein eigenes kleines Gelübde mache und damit dem Menschen an meiner Seite verspreche für immer genau an dieser auch zu stehen.
Denkt mal lieber darüber nach, ob eure ganzen Dienstleister und eure Location diese Krise wirtschaftlich überhaupt überstehen können. Vielleicht gibt es viele von uns in einer gewissen Zeit gar nicht mehr. Und da wollt ihr ernsthaft jetzt mit uns darüber diskutieren, ob die geleistete Anzahlung nicht zurückgezahlt werden muss?
Viel schlimmer als eine nicht stattfindende Hochzeitsfeier finde ich, dass ich mich von einem Menschen, der auf irgendeiner Weise zu mir gehörte oder zu einem Teil meines Lebens, nicht verabschieden darf, wenn er verstorben ist. Nicht, wenn ich nicht unmittelbar zur Familie gehöre. Aber auch hier wird es in der nahen Zukunft einfach eine andere Form der Beisetzung und der Trauerfeier geben. Vielleicht wird hier einfach nur gestreamt oder sonst irgendwie live gegangen. Oder vielleicht werden wir Trauerredner einfach nur eine Ansprache mit den Allerengsten halten und erst viel später – zum Beispiel zum Jahrestag oder Geburtstag – eine Rede halten, wenn all die Menschen dabei sind, die damals schon dabei sein wollten. Und damit den Verstorbenen noch ein weiteres Gedenken und Fest schenken. Ich wäre auf jeden Fall dabei.
Ich bin ehrlich, ich habe auch Angst vor den wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona. Ich gehöre auch zu den vielen Menschen, die selbständig sind, die ein kleines Ein-Mann-Unternehmen führen. Die nicht wirklich was auf der Seite haben und damit Rücklagen, um die schwierige Zeit zu überstehen. Ich bin auch überzeugt davon, dass meine Wohnung direkt am Starnberger See nicht mehr so viel wert sein wird, wie vor ein paar Monaten. Wer sagt mir denn eigentlich, dass meine Mieter die Miete noch zahlen können? Auch sie sind selbständig. Sehr viele von uns Selbständigen wird es komplett zerreißen und sie werden nicht mehr wissen, wovon sie leben sollen. Aber ich bin überzeugt davon, dass sich ja genau in solchen Krisenzeiten zeigt, wer etwas kann oder schafft. Wurden denn die besten Erfindungen nicht meistens in Krisenzeiten erfunden? Und ja, wir müssen jetzt durch die Zeiten von Betriebsschließungen und Kurzarbeit und damit durch die Zeit von weniger Verdienst. Aber wenn wir aufhören würden, jeden Mist im Internet zu bestellen und einfach nur zu kaufen um des Kaufens Willen, dann würden wir auch nicht so viel Geld gerade ausgeben. Denn das ist einer der positiven Nebeneffekte für mich von den Ausgangssperren oder Ausgangsbeschränkungen. Da gibt es eben nicht mal schnell das Eis mit drei Kugeln für 6 Euro. Da ist es halt dann doch eher das von Gut und Günstig für 2 Euro pro Liter und damit für locker 20 Kugeln.
Corona zwingt uns gerade uns ein wenig zurückzunehmen. Darüber nachzudenken, was wirklich wichtig im Leben ist. Braucht es wirklich noch die zwölfte Handtasche oder den Schal von Hermes oder noch eine Hose? Wollen wir nicht langsam mal mit dem zufrieden sein, was wir haben? Wollen wir der Natur nicht endlich einmal die Chance geben, nicht gegen die ständige Luftverschmutzung ankämpfen zu müssen? Oder gegen die Deppen, die einfach eine Zigarettenkippe irgendwo im trockenen Laub fallen lassen? Es ist so schön zu sehen, wie Delphine wieder nach Italien kommen oder wie der Himmel ohne die ganzen Flugzeuge aussieht. Endlich kann unsere Erde auch wieder einmal aufatmen. Wollen wir wirklich alle so unbekümmert weiterleben, wie wir es bisher getan haben? Ja und doch auch nein. Nein, vieles muss nicht sein, und ja, ich möchte trotzdem auch danach wieder unbekümmert leben dürfen.
Aber wer garantiert uns, dass wir das auch dürfen? Wer garantiert uns, dass all die Einschränkungen, die im Moment von den Regierungen getroffen werden und die ich in der momentanen Situation auch mehr wie als richtig erachte, wirklich nach Ostern aufhören? Dass es nicht verlängert wird bis Ende Mai? Und dann bis September? Und weil man sich schon dran gewöhnt hat, halt weiter bis zum Jahresende? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wer sagt uns denn, dass wir dadurch nicht für den Rest unseres Lebens von oben diktiert bekommen, was wir noch dürfen? Wer kann uns denn garantieren, dass es nicht irgendwann eine Art Ghetto gibt für all die aktuell Infizierten? Ich habe vor einem richtig, richtig Angst, obwohl ich es nie erleben musste, weil vor meiner Zeit – ich habe Angst davor, dass irgendwann eine Regierung an der Macht ist, die einfach den Deckel drauf stülpt und wir dann eben keine Freiheit mehr erleben können und dürfen. Hoffentlich bleibt uns das allen erspart!
Ich hoffe von Herzen, dass wir alle stark und gesund aus dieser Krise kommen. Und ich denke häufig dran, dass unsere Großeltern (na ja, also meine auf jeden Fall) Deutschland nach dem Krieg wieder zu dem gemacht haben, was es immer noch ist. Das werden wir doch hoffentlich nach solch einer Krise wie Corona auch schaffen! Lasst uns zusammenhalten und es miteinander angreifen. Bis dahin wünsche ich uns allen fähige Politiker, die die Lage einschätzen können, fähige Mediziner, die etwas gegen dieses Virus entwickeln und das Verständnis aller Menschen, dass das jetzt alles gerade jetzt halt mal eine Zeitlang so ist.<
Bitte bleibt daheim, soweit es euch möglich ist, verzichtet auf das Verzichtbare und bleibt einfach gesund.“
Auch jetzt beim Nochmalnachlesen für meinen Jahresrückblick kann ich das alles noch immer unterschreiben 👍 Auch wenn uns Corona schon ein Dreivierteljahr beschäftigt. Was wir sicher alle nicht gedacht hätten. Ich mal auf jeden Fall nicht. Und ich gebe zu, ich habe gerade in der letzten Zeit doch wieder Kleidung gekauft, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte.
Ich merkte, dass ich für viele meiner Freunde mit meiner Sichtweise unbequem wurde und ihnen viel zu positiv eingestellt war und auf Angriffe antwortete ich wie folgt auch noch im März auf Facebook:
„Ich möchte DANKE sagen, für all diejenigen, die gerade einen grandiosen Job machen. Egal, ob es eine Verkäuferin im Lebensmittelladen ist oder jemand, der dort nur im Nebenjob die Regale einräumt. Egal, ob es das Pflegepersonal im Krankenhaus oder im Seniorenheim ist, die sich aufarbeiten und für alle da sind. Egal, ob es Ärzte sind oder Wissenschaftler, die gerade ihr Bestes geben. Egal, ob es der LKW-Fahrer ist, der Ware liefert oder mit dessen Hilfe ein Betrieb weiterlaufen kann. Egal, ob es freiwillige Hilfskräfte sind, die für andre einkaufen oder Erledigungen machen oder welche, die dafür bezahlt werden.
DANKE an alle, die gerade täglich ihr Bestes geben und sich der Gefahr aussetzen angesteckt zu werden. Und sich dann auch noch das Gemecker von anderen Menschen, denen es nicht schnell genug dort geht, anhören müssen. Oder dass sie es nicht akzeptieren, nur eine Packung Toilettenpapier kaufen zu dürfen.
Ich möchte DANKE sagen, an alle Eltern, die es jetzt neben dem sonst Anfallenden auch noch schaffen, ihre Kinder zu beschäftigen oder ihnen Schulstoff beizubringen.
Ich weiß, dass euch das alle an den Rand der Erschöpfung bringt. Ich möchte gerade nicht in eurer Haut stecken.
Und doch….
Ich möchte gerade gerne in eurer Haut stecken. Egal, wieviel Stress das gerade bedeuten würde. Denn es bedeutet einen Job zu haben, der bezahlt wird. Jetzt mal unbeachtet davon, ob der Lohn wirklich gerecht ist für das, was ihr tut.
Ihr greift mich in privaten Nachrichten an, dass ich immer nur Positives poste oder ständig in Social Media unterwegs wäre und fragt mich ernsthaft, ob ich nichts andres zu tun hätte?!
Kruzifünferl, ich gehöre zu den Menschen, denen grade noch viel mehr als euch der Arsch auf Grundeis geht. Die Soloselbständige sind, deren Unternehmen derzeit nicht arbeiten dürfen. Wie gern würde ich, statt ständig irgendwelche Posts zu schreiben, Reden schreiben für Beerdigungen oder für neue Trauungen. Aber nachdem weder Trauungen derzeit abgehalten werden dürfen, noch wirklich viele Menschen einen Trauerredner derzeit buchen, weil wir bei uns hier gerade mal insgesamt zu Viert oder Fünft am Grab stehen dürfen (inkl. mir), bin ich dazu verdonnert nichts zu tun.
Ich würde alles dafür geben, dass das anders wäre. Denn da ich nichts tun darf/kann, kommt auch nicht ein einziger Cent aufs Konto. Und kommt mir nicht mit „Du kriegst doch jetzt grad vom bayrischen Staat € 5.000 in den Hintern geschoben.“ Was bitte sind € 5.000, wenn wir davon monatelang unsere laufenden Kosten bestreiten müssen? Mir graust es davor, wenn es auch im Juni immer noch nicht vollkommen geregelt laufen sollte wie früher. Und so denke nicht nur ich, sondern sicher auch jeder Gastronom, jeder Friseur, jeder Fotograf, einfach jeder Selbständige. Uns Soloselbständige wird es schneller erwischen als größere Unternehmen.
Wie gerne würde ich jetzt mit meinen Enkelkindern lernen oder für sie da sein, aber das Leben hatte mir zwei Mal ziemlich deutlich gezeigt, dass Kinder nicht in meinen Lebensplan gehören. Und irgendwann habe ich akzeptiert, dass sie halt nicht sein sollen. Und da werft ihr mir jetzt vor, dass ich es nur hätte ändern sollen? Dass ihr, die in meinen Augen das Glück haben, Kinder zu haben, jetzt durch sie so überfordert seid? Gerne hätte ich euch damals einige Jahre in meinen Mokassins laufen lassen.
Wie gerne würde ich einfach in ein Altersheim gehen und den Menschen dort vorlesen. Einfach, damit jemand mal da ist, der ablenkt, der ihnen ein Lächeln schenkt und der damit auch die Pflegekräfte dort einfach mal für 30 Minuten entlastet. Aber ich darf ja nicht.
Und trotzdem allem bin ich davon überzeugt, dass diese Krise an mir und meinem kleinen Unternehmen vorübergeht, denn ich weiß, was ich kann. Ich habe ein riesiges Selbstvertrauen und ich bin fast immer in meinem Leben positiv gewesen. Das wird sich auch trotz Corona nicht ändern.
Vielleicht hilft es ja auch anderen Menschen, wenn ich in euren Augen „ständig nur Positives poste“. Vielleicht versinken sie dadurch nicht gleich im Negativen. Ich weiß, dass ich vielen Mut machen – nicht umsonst danken mir dafür gerade viele Brautpaare, wenn ich mit ihnen telefoniere. Eine gesunde Furcht vor dem, was gerade in unserer Welt los ist und vor den täglichen Schreckensmeldungen, hilft uns allen besonnen zu bleiben, aber richtig Angst zu haben lähmt uns. Ich will mich nicht lähmen lassen. Ich kenne diesen Zustand, wenn ich Migräneanfälle habe. Das reicht mir.
In diesem Sinne: wenn ihr der Meinung seid, dass ich euch grad nicht gut tu, dann schließt die Tür von außen und entfreundet mich. Von meiner Seite aus wird sie immer offen bleiben…
Ich ziehe auch heute noch meinen Hut vor all diesen Menschen. Und ja, wir haben es hier in unserem riesigen Haus ohne Kinder und ohne Stressjob schon echt entspannt. So gut hat es nicht jeder. Das weiß ich und dessen bin ich mir absolut bewusst.
Ich merkte deutlich, wer mir gut tut und wer eben nicht. Ich habe mich seitdem ganz deutlich von vielen Menschen distanziert. Freundschaften gingen bei und wegen Corona kaputt. Aber ehrlich? Wenn in solch einer Krise eine Freundschaft nichts mehr wert ist, dann war es keine wirkliche Freundschaft. Gemerkt hatte ich allerdings auch, dass dieses nur noch Geschreibe einen entfremdet, dass es unpersönlicher wird, dass man sich leichter missversteht. Ich war richtig froh, dass viele meiner Freunde im Homeoffice waren und dass man einfach mehr oder minder spontan auch einfach mal für 10 Minuten ein Onlinemeeting machen konnte. Wo man sich auskotzen durfte oder eben auch mal über völlig Belangloses reden konnte. Und je länger Corona jetzt dauert, umso mehr merke ich, dass mir das persönliche Sehen und Sprechen von andren Menschen echt fehlt. Wie sehr ich es im Sommer genossen habe, mit ein paar Menschen einfach wieder in den Biergarten gehen zu können. Und wie schön ich es auch heute noch finde, dass wir uns (wenn schon nicht im realen Leben) wenigstens über Zoom, Jitsi, Skype, Facetime oder WhatsAppVideo mal sehen können und ratschen.
Viele Freunde und Bekannte nutzten die Zeit des ersten Lockdowns in Erinnerungen zu wühlen. Wahrscheinlich war es bei Ihnen da kein Jahresrückblick, sondern ein Lebensrückblick. Und ganz häufig kam auch ich da ins Spiel. Erinnerungen, die mein Herz leuchten lassen. Die mich glücklich machen. Wie zum Beispiel die ganzen Fotos, die Peter aus dem Ärmel schüttelte, von unserer gemeinsamen Securityzeit und dem Pfefferspraytraining. Eine Zeit, die schon 5 Jahre lang in der Versenkung verschwunden war. Obwohl ich sie doch davor 12 lange Jahre fast jedes Wochenende gelebt und geliebt habe. Aber Dinge ändern sich. Wahre Freundschaften allerdings nicht. Das ist eine Erkenntnis, die mich wirklich durch die ganze Coronazeit getragen hat.
Und wisst ihr, was mir heute noch an Corona und seinen Auswirkungen noch immer das Pipi vor Lachen in die Augen treibt? Wenn ich an die Berge von Klopapier 🧻 denke, das gehamstert wurde. Und dass man wochenlang in den ganzen Lebensmittelläden eben kein Klopapier und keine Küchenrollen mehr kaufen konnte. Genauso wie Hefe. Als ob es nichts Wichtigeres zum Leben gäbe. Wobei ich die Hefe ja sogar noch verstehen kann. Vielleicht sollten wir jetzt noch schnell Glühwein hamstern gehen. Der aktuelle Lockdown geht ja bis zum 10. Januar 2021. Und ich bin mir fast sicher, dass a) der Glühweinvorrat 🍷 von uns bis dahin leer ist und b) der Lockdown noch nicht rum ist, sondern verlängert wird.
Als endlich wieder Lockerungen kamen, wurde häufig geäußert „Hoffentlich können wir endlich bald wieder zur Normalität zurückkehren.“ Da drehte es mir echt die Nackenhaare hoch. Was bitte ist denn die Normalität? Das was wir/ihr bis vor Corona gemacht haben? Wie wir bis dahin gelebt haben? Das ständige Höher, Schneller, Weiter? Das Luftverpesten, das Nebeneinander her leben, die Ignoranz gegenüber allem und jedem? Ich wünsche mir, dass wir Menschen begriffen hätten, dass es so, wie es war, nicht weitergehen kann. Dass manches am System geändert werden muss, an Bezahlungen für viele Menschen, die während Corona ihr Leben riskieren oder sich für andre abrackern, dass so verdammt vieles einfach nur überflüssiger Schnickschnack ist. Und jetzt im Dezember haben wir Zahlen von Toten und Infizierten, an die wir damals am Anfang der Pandemie niemals dachten. Und was hat sich geändert in den Köpfen der Menschen? Nichts…. Und das macht mich persönlich unheimlich traurig. Dieser Jahresrückblick lässt mich das gerade wieder ganz deutlich spüren.
Aber trotz allem glaube ich, dass ich in meinem ganzen Leben (und das ist ja immerhin schon 55 Jahre alt) noch kein spannenderes und aufreibenderes Jahr erlebt habe, als dieses 2020. Eine wahnsinnige Erfahrung, die ich nie mehr missen möchte.
Freie Traurednerin und eigene Beziehung – die muss doch gut sein oder?
Puh, wenn ich früher auf die Frage „Hat eigentlich eine freie Traurednerin auch eine gute Beziehung?“ geantwortet hätte „Ja klar, was denn sonst?“, dann hätte ich mich und euch angelogen. Claus und ich haben uns im Oktober 2013 auf einem Fotoevent kennengelernt, als ich aus Tirol wieder zurück in Bayern war. Und am 18. Dezember 2013 waren wir ein Paar. Allerdings nicht lang, denn nach einem Jahr hat es gekracht und gescheppert, aber wir rauften uns wieder zusammen. Ca. ein Jahr später das gleiche Spielchen. Und wieder rauften wir uns zusammen, bis wir uns allerdings mit einem riesigen Knall am 28. Januar 2017 wirklich rum war. Und es blieb so bis März 2018. Da kamen wir als Freunde immer wieder in Kontakt. Weil wir zueinander immer (schonungslos) ehrlich waren und uns verdammt gut kannten. Und am 23. September 2018 begann eine Zeit als wieder/neues Paar, die wir so noch nie hatten. Wertschätzend, liebend, vertrauend, gemeinsam. Hand in Hand sozusagen. Und die Entscheidung gemeinsam nach Rutting zu ziehen, war ein Commitment zueinander, wie wir es uns noch nie geschenkt hatten. Sieben Jahre insgesamt, die mir unheimlich viel gezeigt haben, viel beigebracht haben. In der ich an mir letztendlich gearbeitet habe, ob ich wollte oder nicht. Und ja, ich wollte.
Letztes Jahr habe ich Claus dazu über“redet“ bzw. hartnäckig überzeugt, dass er mit mir für fast vier Wochen nach Namibia 🇳🇦 und Botswana 🇧🇼 in den Urlaub fliegt. Er, der noch nie den europäischen Boden verlassen hatte. Ich bin mir ja fast sicher, dass er anfangs nur zugestimmt hat, weil ich nervig genug war und dort uuuuuuuuuuuuuuuuunbedingt hin wollte. Würde er heute gefragt werden, dann würde er bestätigen, dass dies eine super Entscheidung gewesen ist. Vieles dort hat auch seinen Blickwinkel verändert. Nicht nur uns beide betreffend. Und deswegen steht ungefragt auch bereits fest, dass wir irgendwann (wenn man wieder mal reisen darf) gemeinsam nach Lesotho 🇱🇸 reisen. Dorthin, wo sich mir so vieles deutlich gezeigt hat und wo ich wirklich das Paradies auf Erden gesehen habe.
Claus und ich waren schon immer (obwohl ich ja jetzt nicht wirklich immer lange Beziehungen hatte mit zwei oder maximal fünf Jahren) Ansprechpartner für unsere Freunde und Bekannte, wenn sie Probleme in Punkto Beziehungen hatten . Wahrscheinlich, weil wir eben wussten, warum. Und sagt man nicht immer „Der Schuster hat die schlechtesten Sohlen.“? So war es bei mir halt eben scheinbar auch. Und am 3. März diesen Jahres war es dann soweit. Schließlich macht der Frühling alles neu oder so ähnlich. Wir hatten uns getraut unsere Coachings und Hilfen nach außen zu tragen. Mit einer Homepage dazu, die ich gemacht habe. Vielleicht magst du ja mal auf unsere Beziehungscouch schauen.
Das Schöne bei uns beiden ist halt, dass wir jeweils den Satz des andren vollenden können, weil wir in vielen Dingen so extrem gleich ticken und denken. Auch wenn wir an sich völlig unterschiedlich sind, aber wir blicken halt nun einmal in die gleiche Richtung. Aber das mussten wir auch erst einmal lernen. Wir sind halt wirklich nun Hand in Hand unterwegs. Wir gehen gemeinsam viel spazieren, nutzen jeweils gern unsere Olympus-Kameras und fotografieren, was uns vor die Linse kommt. Wir machen gern kleine Ausflüge in die Gegend oder besuchen gemeinsam Mittelaltermärkte. So wie dieses Jahr den Nepal Himalaya Pavillion – eine absolute Empfehlung meinerseits – und den Mittelaltermarkt trotz Corona in Schloss Mariakirchen. Wir waren bei dem Krimmler Wasserfällen, weil wir es mit einer meiner Hochzeiten kombiniert haben und einfach noch vorne und hinten ein paar Tage dranhingen. Das wars aber dann auch schon. Und das, obwohl wir ja eigentlich dieses Jahr für zehn Tage oder so nach Schottland hätten wollen in meiner mehr oder minder hochzeitsfreien Zeit im Juni. Aber… ihr kennt ja die bekannten Gründe, wegen denen Reisen dieses Jahr sowieso überhaupt kein Thema war. Aber wisst ihr, was ich echt sowas von geil fand? Diesen Himmel ohne die ganzen Kondenzstreifen. Wow… einfach nur wunderschön. Die Natur konnte endlich wieder einmal ein bisschen regenerieren🏕️ Und Urlaub? Ich habe festgestellt, dass es auch ohne geht. Dass ich auch Urlaub hier zu Hause machen kann. Obwohl ich wirklich total gern richtig viel von der Welt sehen möchte. Und meine Bucketlist noch ewig lang ist.
Eins geb ich euch, ihm und mir hiermit schriftlich➡️ ich war noch nie so glücklich, wie jetzt und ich geb ihn definitiv nicht mehr her 😍
Und genau deswegen kann ich die Eingangsfrage jetzt mittlerweile mit einem absoluten „Ja“ beantworten
Trauerreden? Warum eigentlich? Warum eigentlich nicht!
Aus meinen Hochzeiten heraus ergaben sich vor drei Jahren die ersten Trauerreden. 2018 entschied ich mich, dass ich meinen Job als Assistentin kündigen werde und ab Mai 2019 nur noch als freie Rednerin für Hochzeiten, Willkommensfeiern und Beerdigungen arbeiten will. Im Nachhinein ganz schön blauäugig von mir gewesen, so ohne „Bestatterpartner“.
Aber warum hatte ich das eigentlich vor? Warum ausgerechnet Beerdigungen? Sagt man nicht, dass nirgends so viel gelogen wird, wie auf Beerdigungen? Ja,, wird behauptet und ich glaube auch, dass das teilweise so stimmt. Zum einen, weil die Angehörigen vieles nicht erzählen, was vielleicht unbequem oder nicht schön war in Bezug auf die verstorbene Person. Und zum andren, weil der Redner genau diese Dinge nicht ansprechen will oder soll.
Ich persönlich bin aber der Meinung, dass alles – egal, ob schön, unbequem, unangenehm, lustig, traurig, tragisch, euphorisch oder was auch immer – zu diesem Menschen gehörte. Einer „meiner Verstorbenen“ hatte seine Frau und seine Tochter sehr häufig geschlagen, was auch überall bekannt war. Was bitte, hätte man zu mir gesagt, wenn ich das mit keiner Silbe erwähnt hätte? Da hätten sich alle nur gedacht „Von wem redet denn die?“ Mir war klar, dass diese Gewaltanwendungen also mit in die Rede müssen. Zwar nicht wörtlich angesprochen, aber so, dass jeder, der von Frau und Tochter eingeweiht war, auch genau wusste, auf was ich anspiele. Und ich versuche auch immer schöne Erlebnisse mit einzubauen. Erlebnisse, über die die Angehörigen und Zugehörigen schmunzeln konnten oder können. Was habe ich diese Tage erst als Feedback per Mail für eine Beisetzung erhalten? „Liebe Frau Burch, vielen Dank für die Bilder und vor allem für die Rede. Ich bekam die Tage danach sehr viel Feedback über die Rede, die Sie wunderschön zwischen Schmunzeln und Weinen gehalten haben.“ Und eine andre Familie meinte vor kurzem „Ihren Humor hätte mein Papa sehr gemocht.“ Ja, auch bei einer Beerdigung darf gelacht werden. Schließlich hat jeder von uns mit jedem, zu dem er auf eine Beerdigung gehen würde, mehr als nur ein einziges Mal gelacht. Manchmal vielleicht auch Tränen. Vor Lachen.
Aber hallo… warum sollte ich dann keine Trauerreden halten? Sie handeln ganz genauso von der Liebe zwischen Menschen, wie bei einer Hochzeit. Und es ist ebenso ein Lebensfest. Genauso wie Geburt, Taufe, Kommunion/Konfirmation, Geburtstag, Verlobung, Hochzeit, Jubiläen. Der Tod und die Beerdigung sind das letzte Fest, was man für eine Person organisieren kann und darf.
Und es macht mich unheimlich glücklich und stolz, wenn ich dabei einen großen Teil dazu beitragen darf 🙏 Kennst du eigentlich schon meine Grabrednerin-Seite? Nein? Heeee.. dann wird es jetzt aber echt Zeit 😜
Trotzdem: gerade jetzt während des ersten Lockdowns fand ich es schrecklich, das ich Beerdigungen miterleben musste, die aus genau fünf Personen bestanden inklusive mir und dem Urnenträger. Und dann durften sich Ehefrau, Tochter und Schwester des Verstorbenen nicht einmal umarmen 😭 Sowas von unwürdig. Sowohl für die Familie, als auch für den Verstorbenen. Und dann fragt mich doch glatt noch der beknackte Urnenträger nach 15 Minuten, ob ich endlich fertig wäre. Aber hier und auch bei einigen andren Beerdigungen bot ich eine sogenannte „Nachverabschiedung“ an. Also eine angepasste Rede vor all den Menschen, die gerne dabei gewesen wären und mit denen man jetzt eine kleine Verabschiedungsfeier macht. Mittlerweile haben sich allerdings Livestream-Beerdigungen oder Übertragungen per WhatsApp oder einfach nur ein Mitfilmen und späteres Verteilen als vollkommen normal etabliert, so dass ganz viele Menschen „anwesend“ sein können und die Beerdigung erleben dürfen. Irgendwie hatte ich das im März schon gewusst. Ich sollte Hellseherin werden 😂
Wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, dann machen mich als freie Rednerin Beerdigungen fast zufriedener wie Hochzeiten. Sie sind einfach viel ehrlicher. Bei einer Hochzeit sagt einem Redner normal das Brautpaar, einer der Eltern, ein, zwei oder drei Freunde, wie toll die Rede gewesen wäre. Und damit war es das. Ab und an bekomme ich dann auch noch eine Dankeskarte, wenn auch nur selten mit persönlichen Worten über die Trauung, sondern eher diejenige, die alle Gäste bekommen. Und bei einer Beerdigung kommen Minimum 1/3 der Anwesenden auf mich zu und fragen nach einer Karte und sagen, dass die Rede so wunderschön gehalten worden wäre. Dass man die verstorbene Person so wirklich empfunden hätte. Na ja, jetzt während Corona und dem erneuten Lockdown jetzt nicht so, da soll man ja schließlich andren nicht zu nah kommen. Aber ich bekomme echt auf jede einzelne Beerdigung von den Angehörigen eine Rückmeldung ein paar Tage später. Das vermisse ich bei Trauungen ziemlich.
Endlich kommt Leben in die Bude – wir kriegen Katzen
Zu Hause bei meinen Eltern hatten wir ja immer einen Hund. Seit ich auf die Welt gekommen bin. Aber als ich dann mit Anfang Zwanzig auszog, da blieb der Hund dann doch bei den Eltern. Schließlich hatten die einen Garten und auch die Zeit mit ihm spazieren zu gehen. Nicht so wie ich, die ins Berufsleben gerade eingestiegen war. Außerdem wollte ich niemals einem Tier das antun, daheim allein rumzuhocken, während ich nicht da war. Im Laufe der Zeit war ich immer weniger daheim. Ich hatte viel zu viele Nebenjobs. Teilweise auch nächtelang. Nein, da kommt mir kein Tier ins Haus, war meine feste Meinung.
Aber nachdem wir jetzt hier nach Rutting in unser Bauernhaus gezogen waren, kam wieder der Wunsch nach einem Haustier. Schließlich hatte ich als Vollzeitselbständige ja jetzt mehr Zeit und ich hätte jeden Hund locker mitnehmen können zu meinen Kunden, wenn er anständig erzogen wäre. Ach, wäre das schön gewesen. Endlich wieder einen Hund. Wenn da nicht was dazwischen gekommen wäre 😭 Und zwar die Tochter des Vermieters, die panische Angst vor Hunden hat und es damit im Mietvertrag stand, dass Hunde nicht genehmigt werden. Shit….
Irgendwann allerdings dachte ich über eine Katze nach. Claus hatte früher zu Hause auch eine Katze gehabt. Warum also nicht? Und so fragte ich auf Facebook in der Vilsbiburg-Gruppe, ob irgendwer demnächst Kitten bekäme. Ich gebe es ehrlich zu, ich habe das nicht wirklich abgesprochen gehabt. Am 2. April bekam ich eine Nachricht von Christine „Wir hätten in ein paar Wochen Kätzchen abzugeben. Die Mutter ist dreifarbig. Da ist die Chance hoch, dass es rote oder dreifarbige werden.“ 😍 Jetzt wurde natürlich auch mit Claus drüber geredet. Und er war auch dafür, dass wir uns ein Kätzchen holen. Claus wollte unbedingt eine dunkle Katze. Und genau so ein Kater erblickte dann am 4. Mai das Licht der Welt. Und Christine sagte mir dann schon, dass er auch noch ein rot-weißes Schwesterchen hat, das am Tag drauf geboren wurde. Also holten wir das Ok der Vermieter ein, nachdem ich Heidi damals auch gleich fragte, ob sie auch Futter geben würde, wenn wir mal nicht da sind. Und so schauten wir uns beide Mitte Mai an. Ich hab mich gleich in die kleine Rote verliebt, Claus sich in den Dunklen. Aber noch war nicht klar, dass wir beide nehmen. Nach einigen Gesprächen darüber, dass es doch viel schöner ist, wenn a) Geschwister nicht auseinandergerissen werden und b) sie dann immer jemanden hätten zum Spielen und wir damit kein schlechtes Gewissen haben müssten, wenn wir mal keine Zeit für sie haben, war es klar, es werden beide.
Nach unserem „Michy darf im Zillertal eine freie Trauung halten“-Urlaub haben wir die beiden am 29. Juli abgeholt. Vorher hatte ich bei meinen Freunden nach Namensvorschlägen gefragt. Und wir hatten uns für Ginger und Fred entschieden. Ginger ist mittlerweile häufig Roti-Rotwutz, Gingerle, Roti-Rennwutz oder Mäuserl und Fred Flauschi, Kurzbeiniger, Volumenkater oder Vilstaltiescher. Manchmal tun sie mir schon echt leid.
Am Einzugstag und die Tage danach zeigte sich, dass Ginger rotzfrech ist und ein absoluter Klettermaxe. Fred war eher ein Schmuser und noch etwas vorsichtiger. Mittlerweile ist sie die schlanke, drahtige Balancierqueen und er der kurzbeinige, voluminöse Tobemann. Anfangs passten beide ganz entspannt zu zweit ins Körbchen des Kratzbaums, mittlerweile hängt einer ja schon raus, wenn er sich nicht richtig zamkringelt. Meistens liegt Ginger im Körbchen und Fred auf dem Fensterbrett. Beide sind mittlerweile kastriert, aber draußen waren sie trotzdem noch nicht. Wir haben beschlossen, dass wir sie im Frühjahr dann losjagen lassen. Dann sind sie auch groß genug und stark genug, sich gegen die ganzen Nachbarskatzen zu wehren 💪
Seit wir unsre zwei Tiger haben, lerne ich täglich, was es heißt Geduld zu haben. Wenn die nicht wollen, dann musst du warten. Ganz einfach Drängen hilft dann Null. Und wenn einer von beiden eine Stunde auf dir schläft, dann verkneift man sich halt auch unwichtige Dinge, wie Handy, Buch, Klo Auch wenn man mal dann eben nicht arbeiten kann… Dann braucht es halt einfach Geduld Auch wenn das kein Wort ist, das in meinem Sprachgebrauch zu finden ist.
Ich kann mir heute schon nicht mehr vorstellen ohne die beiden zu sein. Und ich bin ehrlich: ich überlege echt, ob wir in einen Urlaub fahren können, weil dann wären sie ja alleine 🤣 Und ja, auf eine gewisse Weise bin ich echt beknackt.
Ist Lernen nur was für die Schule? Meine persönliche Weiterentwicklung
Wer mich kennt, der weiß, dass ich in der Schule echt null Bock auf Lernen hatte. Während der Ausbildung auch nicht. Aber irgendwann hat es klick gemacht. Und seitdem lerne ich total gerne. Nicht unbedingt das, was in einem Buch drin steht und man wissen muss. Sondern über einen selber oder über das Leben.
Auch das Jahr 2020 wurde für ein Coaching genutzt. Viel Geld, was da immer die Vils runterläuft, aber ganz ehrlich? Man lernt nur von den Menschen, die bereits so erfolgreich sind, wie du es in dem einen oder andren Punkt gerne sein möchtest. Dann nutzt dir einfach nur ein Mentor. Jemand, der weiß, wovon er spricht. Das Geld ist damit also definitiv gut angelegt. Also habe ich wieder einmal gelernt. Erst über alles, wie Marketing funktioniert und wie man an Kunden kommt, Werbung schaltet usw. Dann über Biographiearbeit (Boah, wenn ich das alles vor Jahren schon gewusst hätte, dann wäre mir vieles erspart geblieben). Dann ein sogenannter „Letzte Hilfe-Kurs„. Wusste ich doch, dass ich den irgendwann für meine Eltern brauchen könnte. Immerhin sind sie 80 und 88 Jahre alt. Weiter ging es noch mit einem Kurs des Kriseninterventionsteams. Wissen, was ich alles für meinen Beruf als freie Rednerin brauchen kann.
Ich habe Berge an Bücher über Katzenerziehung verschlungen und genauso viele über Beziehungsprobleme. Auch wenn der eine oder andre Phantasyroman sich dann dazwischen geschmuggelt hat 😉
Und ich habe Onlineschulungen für mich entdeckt. Lernen, wann auch immer man halt Zeit und Lust hat. Fotografieren habe ich mit so einer Schulung auch wieder mal auf dem Schirm. Ebenso Netzwerken mit anderen Hochzeitsdienstleistern. Und fachlicher Austausch. Ideenaustausch. Hilfestellung. Ich beschäftige mich derzeit auch wieder mit den alten Göttern, mit Steinheilkunde, Pendeln, energetischem Ausgleich. Etwas, was in der letzten Zeit einfach brach gelegen ist. Wohl wissend, dass es auch ein ganz wichtiger Teil meiner Person ist.
Vor einem Monat habe ich mich zur nächsten Ausbildung angemeldet. Weil Lernen eben fürs Leben ist und nicht für die Schule. Auch wenn ich in dem Fall dann ab Herbst doch wieder ein klein wenig die „Schulbank“ drücke. Dann mache ich nämlich eine Ausbildung zum Hospizbegleiter. Und wisst ihr was? Ich freue mich verdammt nochmal richtig darauf 🥰
Ich habe immer gerne gelernt, wenn ich mich für etwas interessiert habe. Wenn all das, was ich so nebenbei gelernt habe, in meinen Bewerbungsunterlagen gestanden hätte, wenn ich mich beworben habe, dann wäre der Lebenslauf nicht nur zwei Seiten lang (und der ist schon zusammengefasst), sondern locker drei oder vier. Auch wenn man ja immer behauptet, dass in unsrem so bürokratischem Deutschland sowieso nur jemand zählt, der einen Nachweis hat für die Ausbildung und damit für das, was er tut. Ich steh dazu, ich kann viel – viel weil ich es gelernt habe, auch wenn ich es nicht sage und viel, weil ich mit meinen 55 Jahren einfach eine ordentliche Lebenserfahrung mittlerweile habe.
Freunde und geplatzte Feiern – das Ende oder ein Neubeginn?
Wirklich viel reale Zeit blieb nicht dieses Jahr, um sich mit Freunden zu treffen. Die Kontaktmöglichkeiten im realen Leben waren ja ziemlich eingeschränkt. Und trotzdem klappten Treffen, die einen einfach nur mal unbeschwert fühlen ließen.
So war ich am 19. August mit zwei ehemaligen Kolleginnen und mittlerweile Freundinnen (Birgit und Martina) am Königsplatz bei Sommer in der Stadt auf dem Riesenrad. Wow… total ungewohnt die Stadt von oben zu der Zeit zu sehen. Normal besteht die Möglichkeit nur während der Wiesn. Aber die fiel dieses Jahr ja Corona und den Abstandsregelungen zum Opfer. Mir wars egal, ich wäre eh nicht hingegangen.
So gerne hätte ich mich mit meinen Freundinnen Bille, Andi und Sabine wieder beim obligatorischen Italiener getroffen. Drei Freundinnen, die ich bereits seit den ersten Jahren des Gymnasiums kenne. Wir treffen uns regelmäßig einmal im Monat und gehen gemeinsam Essen. Dieses Jahr hat das echt nur ein paar wenige Male geklappt.
Auch mit Kathrin wollte ich mich öfter treffen, als es letztlich klappte. Aber umso schöner fand ich es, dass sie uns mit ihrem Freund Christian in Rutting besuchte. Genauso wie ein paar Freunde von Claus. Und Brigitte, die die Chance nutzte, nach einer Trauung in der weiteren Umgebung, noch bei uns vorbeizuschauen.
Steffi traf ich in München, weil wir gemeinsam die machbare Zeit nutzten, um ein Fotoshooting zu machen für meine beiden Homepages. Ein lustiger Abend mit gutem Essen und am nächsten Tag tolle Fotos und anschließend noch ein Ausstellungsbesuch, bevor es für uns beide wieder heimging. Es war uns irgendwie klar, dass wir dieses Jahr unsere Tradition mit dem 30.12. bei uns eher nicht stattfinden lassen können.
Richtig traurig war ich, dass ich so viele meiner Freunde einfach nicht gesehen habe. Noch nicht einmal virtuell. Aber immerhin blieb man häufig durch WhatsApp oder Mails in Kontakt. Nur das wirkliche, gemeinsame, miteinander Lachen fiel einfach hinten runter. Und ich merkte auch, dass sich ganz viele Menschen einfach gar nicht mehr bei andren melden. Aber da muss ich mich wahrscheinlich auch selber an die Nase fassen. Ich glaube, viele Freundschaften sind während dieser Pandemie einfach auf der Strecke geblieben. Vielleicht gibt es für diese ja noch eine neue Chance, wenn das alles überstanden ist.
Damit das wieder anders wird, planten Claus und ich für Mai unsere Einweihungsfeier mit ca. 30 Leuten. Die wir dann wegen dem ersten Lockdown absagen mussten. Also verschoben wir sie auf Ende November. In der großen Hoffnung, dass dann ja alles wieder „normal“ wäre. Und wir sagten sie dann aus Vernunftgründen ab, bevor alles dann seitens der Regierung dicht gemacht wurde. Und so wurde aus der Einweihungsfeier in Kombination mit dem Hineinfeiern in meinen Geburtstag ein Geburtstag mit Claus ganz alleine. Ein Geburtstag, an dem mich genau 3 Leute persönlich anriefen und gratulierten. Alle andren Gratulationen kamen nur per Facebook, WhatsApp oder SMS. Ich hatte das feste Gefühl, dass Freundschaften irgendwie nicht mehr real waren. Dass solche Tage einfach unwichtig wurden.
Dann passierte es. Da denkst du immer, dich kann wenig erwischen. Besonders, weil du ja als Trauerrednerin fast ständig mit dem Tod zu tun hat. Und dann erfährst du durch Zufall, dass ein Freund, mit dem du dich seit gefühlten Ewigkeiten (ja, es waren ca. drei Jahre) mal wieder treffen wolltest und es – warum auch immer – nicht getan hast, verstorben ist. Keine Chance mehr auf ein gemeinsames Lachen, keine Chance mehr für ein gutes Glas Wein, keine Chance mehr auf gute Gespräche und die Fortführung einer Freundschaft. Es tut mir so leid…
Alles in Kombination machte es mir wieder so deutlich: Wenn du etwas tun möchtest, dann mach es bitte heute und nicht morgen oder irgendwann Ein Irgendwann kann zu spät sein. Vielleicht sollten wir alle einmal unsere Prioritäten überdenken. Und auch uns auch klar darüber werden, was bzw. wer uns wichtig ist. Und wer eben nicht. Es dann aber auch dem andren sagen, sonst ist derjenige einfach nur enttäuscht, weil er hofft, dass vom andren einmal ein Lebenszeichen kommt.
Und doch, jetzt in den letzten ein, zwei Wochen melden sich wieder einige bei mir und bieten mir ihre Hilfe an. Manchmal bringt einen einfach ein Posting eines andren zum Handeln. All denjenigen, die sich bei mir erkundigen, wie es momentan geht und und um Mama steht, denen möchte ich hiermit „Danke“ sagen. Es vermittelt mir gerade das Gefühl nicht alleine da zu stehen.
Familie – das Wichtigste, was einem gleich zu Anfang geschenkt wird
Ich bin ein Einzelkind. Verwöhnt auch noch und verhätschelt 😀 Und trotzdem kein Wunschkind. Eher das Gegenteil, wie mir meine Mutter erst vor knapp zwei Wochen deutlich sagte. Ok, ist halt so. Muss ich mit umgehen. Ist nicht das erste Mal, dass ich irgendwas in so einer Art vor den Latz bekomme. Egal, ob es weh tat oder nicht, es hat mich geformt und zu dem gemacht, was ich heute bin. Habe ich auch in meiner Biographiearbeit lernen dürfen. Auch das einfach anzunehmen.
Corona zeigte mir aber auch wieder deutlich, dass ich doch mehr Angst um meine Eltern habe, als ich eigentlich dachte. Dass ich beide liebe. Ich war und bin zwar jede Woche dort, aber es ist anders. Meine Mama mit ihrer COPD sagt mir deutlich, dass ich bitte Abstand halten soll. Also kein Umarmen, kein Bussi, kein Kuss. Ja, das Alter von beiden ist eindeutig ein Risiko. Und nein, ich will nichts riskieren. Also hält man Abstand. Man lacht miteinander, man diskutiert, man schüttelt den Kopf, man freut sich für den andren.
Und dann von einem Tag auf den andren ist alles anders. Die Welt scheint auf den Kopf gestellt. Ich hatte vorgehabt Ginger und Fred einmal mit zu meinen Eltern zu nehmen, damit sie sie sehen. Schließlich ist die Strecke zu uns raus für beide zu weit und anstrengend. Außerdem mag Mama auch gar nicht wirklich. Am Tag zuvor telefoniere ich mit meinen Eltern und mein Papa bittet mich die beiden daheim zu lassen. Im Laufe des Gesprächs stellt sich raus, dass er gefallen ist und sich entweder die Rippen geprellt oder gebrochen hat. Glücklicherweise hat er allerdings bereits nach ein paar Tagen kaum mehr Schmerzen, außer er bückt sich oder macht sonstige andre komische Bewegungen. Und er ruft am nächsten Tag wieder an und erzählt mir panisch, dass auch Mama nachts gefallen ist und sich das Schlüsselbein gebrochen hat. Sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Allein das war schon eine Tortur. Das Krankenhaus in Starnberg nimmt wegen Corona keine Patienten auf. Sie wird nach Pasing gebracht. Glücklicherweise hat das Krankenhaus einen guten Ruf. Und doch darf nicht einmal mein Papa zu meiner Mama. Etwas, was ich bis dahin zwar wusste, aber mir nie habe vorstellen können. Obwohl so viele Angehörige „meiner“ Verstorbenen mir davon erzählt haben. Bis wir Auskünfte von den Ärzten bekommen, dauert es einfach ewig. Vieles läuft nicht so, wie es laufen sollte. Und Mama muss operiert werden. Jeder Arzt, inkl. dem Hausarzt meiner Eltern und ihrem Nachbarn, der früher einer der besten Herzchirurgen Münchens war, sagt, dass die Operation auf Grund ihrer Erkrankung lebensgefährlich ist. Papa und ich fangen an uns das erste Mal über ganz viele Dinge zu unterhalten, die man normal einfach nicht anspricht, weil sie unbequem sind und unschön. Und weil auch die Generation der Eltern nicht gelernt hat über Gefühle zu reden. Auch unterhalten wir uns über den Tod. Ich weiß noch, dass er im Sommer noch gesagt hat, dass er keine 90 mehr werden will. Es würde jetzt langsam reichen und er hätte mit seinen Schmerzen im Bein und den Herzproblemen einfach genug. Jetzt auf einmal steht dieses Thema Sterben deutlich vor uns beiden. Aber nicht, weil es um sein Sterben geht, sondern um Mamas.
Aber wir haben alle drei Glück 🙏 Die Operation am Dienstag ist gut verlaufen und wir konnten sogar schon mit Mama auf ihrem Zimmer telefonieren. Ein Stein, der von unserem Herzen fällt, den man sicher bis nach Hamburg gehört haben müsste. Am Freitag wird Mama bereits nach Hause entlassen. Wie sie ankommt, ist Papa total geschockt. Sie wiegt jetzt noch weniger wie vorher. Und das waren vor dem Sturz schon nur noch 36 kg bei 1,65m. Sie ist überhaupt nicht fähig eigene Schritte zu gehen oder zu stehen. Glücklicherweise haben wir in der Nähe einen sehr guten Pflegedienst, der sofort eingeschaltet wird. Und auch das Pflegebett steht am Tag drauf bereits bei meinen Eltern im Wohnzimmer. Auch Papa zieht mit dem Gästebett nach unten, damit er in Mamas Nähe ist. Ein Glück, dass Freunde meiner Eltern sofort da sind und dabei helfen. Seit zwei Wochen merkt man, dass Mama keinerlei Kraft mehr hat. Sie hat sich aufgegeben, auch wenn sie selber noch ein paar Tage vorher gesagt hat, dass sie leben will. Ihr Arzt ist verzweifelt und weiß nicht mehr, was er für sie tun kann. Hat sie doch in ihrer Patientenverfügung auch künstliche Ernährung abgelehnt. Und Papa und ich wissen genau, dass ihr das wichtig ist. Und, dass sie nicht mehr in ein Krankenhaus will. Auf keinen Fall 😢
Seit Anfang dieser Woche ist klar, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist. Wir haben uns auf das Sterben von Mama eingestellt. Ab Montag wird uns ein Palliativteam zur Seite stehen.
Und spätestens, wenn man einem Elternteil beim Sterben zuschauen muss, merkt man, was Familie bedeutet. Das, was sie dir geschenkt haben, diese Liebe und Fürsorge, diese schenkt man jetzt zurück. Egal, worüber man sich geärgert hat. Ich habe bereits vieles verziehen und ich sage Danke für alles, was sie für mich getan hat und mir beigebracht hat. Meine größten Wünsche sind, dass sie schmerzfrei und ohne Angst einfach hinüberschlafen darf. Und, dass Papa nicht sofort nachfolgen wird.
Wieder einmal wird mir deutlich, dass die Liebe und die Hoffnung das Wichtigste sind im Leben. Dass beides einen am Leben hält. Sehe ich gerade bei meinen beiden, die jetzt 58 Jahre ein Paar sind. Mit Höhen und Tiefen. Aber trotzdem Seite an Seite. Und Liebe und Hoffnung ist untrennbar auch mit Familie verbunden. Womit denn sonst? Mutter und Vater sind die ersten Personen im Leben eines Kindes, die Liebe für es empfinden, ihm Liebe schenken und hoffen, dass es sich gut entwickelt und ein tolles Leben haben wird 💑
Und so hoffe ich gerade, dass es nicht doch heißen wird für mein 2020 „Was war 2020 nur für ein Scheiss!“ Ich will einfach nicht, dass man dann fragen wird „Hat es das jetzt noch gebraucht in diesem beschissenen Jahr?“, so wie Kathrin es mich gefragt hat.
Der Ausblick auf mein 2021 – wie das wohl wird?
Wegen dem letzten Satz im letzten Absatz schaffe ich es auch gerade noch nicht einen richtigen Ausblick zu schreiben auf ein 2021. Aber eins weiß ich, die Liebe und die Hoffnung werden weiterhin in mein Leben gehören. Egal, in welchem meiner ganzen Arbeitsbereiche. Egal, ob mit oder ohne den Menschen, die mir am Herzen liegen. Ebenso wie das Lernen und die Begeisterung für das, was ich tue. Schließlich ist der Wille des Menschen höchste Kraft. Und mein eigener Wille ist extrem stark 💪
Ich bin mir absolut sicher: ich werde meine 1.882 Abonnenten für die freie Traurednerin bei Instagram und meine 813 Beiträge dort locker erweitern und Content bieten, der nicht nur mit der Tätigkeit als freie Traurednerin oder als freie Trauerrednerin zu tun hat. Deswegen braucht es als freie Trauerrednerin auf Instagram deutlich mehr als nur 206 Menschen, denen die Seite gefällt und die ihr folgen. Gerne darf es auch einmal persönlich sein auf beiden Seiten von mir. So wie heute eben dieser Jahresrückblick. Die 1.267 Personen in der Reichweite vom 29. Juli möchte ich locker toppen. Es wird Zeit, dass sich richtig etwas auf Social Media tut. Deswegen sollten die 1.761 „Gefällt mir“ auf Facebook für die Hochzeiterin definitiv die 2.000 erreichen. Und was mach ich mit 343 „Gefällt mir“ auf der Grabrednerin? Die hätte ich gerne bei 500 zum Ende des nächsten Jahres. Bei meiner Göttin, das sind doch Ziele, die locker zu erreichen sind 💪
Ich hoffe für mich auf ein glückliches, gesundes, spannendes, geldbringendes und erfolgreiches 2021 mit unheimlich viel wunder-vollen Momenten und Menschen, die mich zum Lachen, zum Weinen und zum Staunen bringen 🙏 Momenten, in denen ich andere Menschen begleiten darf und ihnen die Liebe zeigen darf. Entweder als Hochzeitspaar, als Angehörige oder Zugehörige bei einer Beerdigung oder als Hilfesuchende bei Partnerschaftsproblemen.
Ich weiß nur eines: Mein Wort für das Jahr 2021 heißt Herausforderung 🥰
Euch wünsche ich Gesundheit, Glück, Liebe, Freunde, Spaß am Leben, viele Momente ohne Maske, ein Ende der Pandemie und die Möglichkeit, endlich wieder reisen zu können ❤️️ Habt friedvolle Weihnachten 🤶 und einen guten Rutsch ins neue Jahr ✨
Alles Liebe von eurer
Michaela